Ein media:net Spotlight von Verena Pausder. Der Artikel erschien erstmals am 6. April im Digital-Magazin Coding Kids.
Für viele Eltern ist es eine Glaubensfrage: Sollen sich die Kinder mit Smartphones oder Tablets beschäftigen dürfen? Ich bin überzeugt: Ja, sollen sie. Und zwar nicht, weil ich das Gefühl habe, Kinder würden sich zu wenig mit digitalen Geräten beschäftigen. Sondern weil sie digitale Geräte bisher fast ausschließlich als eine Art Gameboy der Neuzeit nutzen. Und zwar nicht aus bösem Willen oder Spielsucht, sondern weil ihnen niemand andere Anwendungsmöglichkeiten näherbringt. Weder die Eltern noch die Lehrer.
Wir sind in Deutschland oft die Ersten, die unseren Kindern Bastelmaterialien auf den Tisch legen und uns an ihrer Kreativität erfreuen. Aber digital basteln tun wir nicht. Warum? Weil wir gar nicht wissen wie das geht. Daumenkinos finden wir super, aber für Stop-Motion-Filme reicht unsere Phantasie nicht. Ich habe oft das Gefühl, wir sind die Ersten, die mit unseren Kindern aus alten Fotos eine Collage für die Schule zusammenstellen. Aber die Letzten, die das auch mal digital ausprobieren würden.
Wenn Eltern an Kinder mit Tablets denken, dann haben viele das Bild vor Augen, wie die Jüngsten in sich versunken und geistig „ausgecheckt“ in der Ecke sitzen. Und wenn wir ihnen das Gerät wieder wegnehmen, haben sie schlechte Laune und finden jede andere Beschäftigung langweilig und doof. Warum?
Weil wir uns zu wenig damit beschäftigen, was unsere Kinder mit den Geräten machen, weil wir ihnen keine kreativen Alternativen aufzeigen. Eine eigene App mit Hopscotch erstellen, einen kleinen Film mit Lego Movie Maker drehen, programmieren mit Scratch lernen oder mit Makey Makey den eigenen Laptop zum Klavier umfunktionieren: All das sind Dinge, die wir mit unseren Kindern gemeinsam tun könnten. Und dabei liegt die Betonung auf zusammen. Wir machen ja auch Ausflüge mit unseren Kindern, erledigen gemeinsam Hausaufgaben, spielen Brettspiele oder gucken mit ihnen zusammen einen Film. Wie kommt es also, dass wir nur wenig Ehrgeiz haben oder keine Notwendigkeit empfinden, auch die digitale Welt mit unseren Kindern zusammen zu erkunden und erleben?
Erst wenn wir das tun, werden sich die Bilder in unseren Köpfen ändern. Erst dann werden wir beginnen, nicht mehr nur die Risiken, sondern auch die Chancen der digitalen Welt für uns und unsere Kinder zu sehen. Wir werden Tablets, Smartphones und Computer nicht mehr skeptisch beäugen, sondern unseren Kindern die Geräte bewusst geben und neugierig beobachten, was sie damit anstellen.
Ich bin überzeugt: Wir werden anfangen, stolz auf die Digitalkompetenzen unserer Kinder zu sein. Wir werden sie damit ermutigen, weiter zu experimentieren, weiter zu lernen und die digitale Welt kreativ zu entdecken. In der Schule und zu Hause.
Die Coding Kids Kolumnistin Verena Pausder ist Internet-Unternehmerin, Digital-Enthusiastin und Mutter von zwei Kindern. Sie ist Gründerin von Fox & Sheep, der HABA-Digitalwerkstatt und media:net Aufsichtsratmitglied.
Die Spotlight-Beiträge sind Gastbeiträge unserer Mitgliedsunternehmen. Die veröffentlichten Artikel geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Datum: 28.04.2017
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