1. Frau Bachofner, nach zahlreichen Kinostartverschiebungen ist es nun endlich soweit: „Keine Zeit zu sterben“ ist seit 30. September in den Kinos zu sehen. Wie sind Sie als PR-Agentur mit den Verschiebungen umgegangen? Die Kampagne musste doch laufend gestartet und wieder gestoppt werden. Was waren die größten Herausforderungen?
    • Zu erst einmal freuen wir uns kolossal, dass sich der unermüdliche, zweijährige Einsatz aller Beteiligten mehr als ausgezahlt hat. Der Kinostart von KEINE ZEIT ZU STERBEN hat alle Erwartungen übertroffen und steuert nach knapp einer Woche auf 2 Millionen Zuschauer zu. Beginnend im Herbst 2019 haben wir agenturseitig quasi drei komplette PR-Kampagnen umgesetzt. Für den ersten geplanten Start im April 2020 inklusive der Vorbereitungen einer Deutschlandpremiere plus Interviewtag. Das Wichtigste im Rahmen der steten Planänderungen, waren sicherlich eine offene transparente Kommunikation und die enge, vertrauensvolle Anbindung an den Verleih Universal Pictures und alle Journalist:innen, mit denen wir tolle Geschichten umsetzen konnten. Das Verständnis für die unvorhersehbare Pandemie-Lage war von allen Seiten gegeben und mit Ausdauer, Enthusiasmus und einer gesunden Portion Optimismus und Humor konnten wir mit zwei vorbereitenden Anläufen die dritte Kampagne zum finalen Kinostart erfolgreich ins Ziel bringen.
  2. Seit die Kinos wieder geöffnet sind, konkurrieren pro Woche noch mehr Filme um Berücksichtigung der Kinobetreiber*innen und um die Gunst der Zuschauer*innen, denn unzählige Filmstarts mussten auf Grund der Lockdowns aufgeschoben werden. Wie erleben Sie die Situation derzeit und auf welche Film-Highlights, die Ihre Agentur betreut, können wir uns bis Jahresende noch freuen?
    • In der Tat wird die Konkurrenz um öffentliche Aufmerksamkeit immer größer, nicht nur durch die vielen Kinostarts, sondern ebenso durch die Fülle an Streaming-, TV- und weiteren kulturellen Projekten. Gleichzeitig wird der Druck auf Redakteure immer größer, in Zeiten personeller und finanzieller Einschränkungen Themen abzudecken, welche die größte Resonanz und Relevanz versprechen. Kino besitzt weiterhin einen ganz besonderen Stellenwert und steht für ein einmaliges Gemeinschaftserlebnis, das durch nichts Virtuelles ersetzt werden kann. Gleichzeitig werden sich natürlich nur die Filme durchsetzen, die ihr Publikum begeistern können – durch einzigartige Geschichten und visuelle Kinomagie. Kommende Highlights, an denen wir gerade arbeiten, sind da u.a. VENOM: LET THERE BE CARNAGE, FLY oder auch Marvels ETERNALS.
  3. Es wird immer schwieriger, Filme durch Presseaktivitäten in Medien zu platzieren und ihnen damit Aufmerksamkeit zu verschaffen: Printmedien verschwinden vom Markt, in Redaktionen wird Personal gekürzt, immer mehr Einbindungen werden kostenpflichtig oder wandern hinter Bezahlschranken. Was glauben Sie, wie wird sich Pressearbeit in den kommenden fünf Jahren entwickeln? Und worauf wird es ankommen, um gute Geschichten weiterhin gut zu platzieren?
    • Pressearbeit wird noch viel konzentrierter, flexibler und zielgruppenorientierter umgesetzt werden müssen, als das schon immer der Fall war. Pressearbeit in der Breite führt nicht mehr zwangsläufig auch zur größtmöglichen Awareness. Die enge Abstimmung zwischen allen Abteilungen – PR/Social Media, Media Booking und (Influencer-)Marketing – wird noch wichtiger. Und was immer schon essentiell für gute PR war, bleibt: ein vertrauensvoller und transparenter Umgang mit Auftraggebern und Medienschaffenden, individuelles Eingehen auf die gegenseitigen Bedürfnisse und dabei nie das Publikum aus den Augen verlieren.

 

Oktober 2021

Bild: (c) Jens Koch