1. Herr Vogelbacher, im Februar wurde die „Forum Media Akademie“ – die bereits seit 1982 existiert – in „Ensider.net“ umfirmiert. Wie kam es zu diesem Schritt?
    • Unser Schwerpunkt liegt auf der Unterstützung und Begleitung von Führungskräften der Kreativwirtschaft bei besonderen Herausforderungen. Qualifizierungsmaßnahmen als Tool zur Risikominimierung und gleichzeitigen Mitarbeitermotivation sind ein wesentlicher Teil. Durch die Veränderung in der Lehre und auch im Anspruch an Lernmethoden – dem generellen Konflikt zwischen Lehre und Lernen im betrieblichen Umfeld – haben wir bereits vor einigen Jahren den digitalen Umbau begonnen.

       

    • Die Online-Akademie unter www.medienweiterbildung.de war dabei ein wichtiger Zwischenschritt. Durch die Pandemie wurde dieser Prozess beschleunigt. Das Angebot unter www.ensider.de umfasst heute eben alle Aspekte der Kreativwirtschaft, also Informationsbeschaffung, Networking, Weiterbildung, digitale Unterweisung mit dem Schwerpunkt beim Onboarding von projektbezogen Beschäftigten und öffentlichkeitswirksame Konferenzen. Die Umbenennung des Unternehmens war die logische Konsequenz und natürlich auch ein Statement zu einer Ära.
  2. Sie setzen also künftig verstärkt auf die digitale Bündelung aller relevanter Informationen für Filmschaffende auf einer Website. Welche Inhalte sollen dort im Speziellen vermittelt werden? Wovon können die Kreativen profitieren?
    • Das Angebot spricht grundsätzlich alle Fach- und Führungskräfte an, aber der Service dahinter ist ganz klar für Arbeitgeber*innen und Unternehmer*innen konzipiert. Wir bündeln Einzelangebote für Filmschaffende, um deren Akzeptanz für unsere Kunden-Tools zu schaffen. Ein mittleres Produktionsunternehmen beschäftigt pro Jahr mehrere Tausend projektbezogen Beschäftigte, Künstler*innen, Sublieferanten, überlassene Arbeitnehmer*innen etc. Das konkrete Vertragskonstrukt ist für Risiko-Management-Systeme erst mal gar nicht entscheidend. Wichtiger ist, welchen Zugang die einzelne Person zur Betriebsstätte, also in der Regel dem Set, mit all dem Gefahrenpotenzial hat. Zusätzlich müssen natürlich personenbezogene Daten und Geschäftsgeheimnisse geschützt werden. Bei Fehlern können dem Unternehmen existenzbedrohende oder auch dem Geschäftsführer persönlich strafrechtliche Folgen drohen. Teilweise strahlt das Haftungsrisiko auch auf Auftrag gebende Sender oder Streamer, bzw. auf koproduzierende Verleiher und Vertriebe.

       

    • Die Beherrschung dieser Risiken wird immer wichtiger und kann wirtschaftlich sinnvoll nur über digitale Lösungen erfolgen. Wir bieten für die Unterweisung der unterschiedlichen Gewerke die Informationen in praxisrelevanter und anwendbarer Form mit der jeweils bevorzugten Antizipationsmethodik an. Im Klartext bedeutet das: wir setzen die Unternehmensstrategie und Risikopolitik des Unternehmens bzw. Auftraggebers so um, dass jeder Beschäftigte konkret weiß, was das im Alltag bedeutet. Dieser Vorgang wird dokumentiert und dient dem Unternehmen als Absicherung im Rahmen von Compliance- und Risiko-Management.
    • Filmschaffende schätzen unsere Veranstaltungen, weil sie auf den Punkt abliefern, was sie versprechen – und im Verhältnis sehr günstig oder oftmals umsonst angeboten werden. Zudem pflegen wir eine partnerschaftliche Kooperation mit vielen Brancheninstitutionen und Verbänden.
  3. Die Corona-Pandemie hat die Filmbranche hart getroffen. Welche Stimmungslage vernehmen Sie momentan in dieser Industrie – und welche Chancen sehen Sie in der Krise?
    • Durch den Wegfall der Live-Events aus Sport und Kultur im TV erfreuen sich die Produzent*innen von Entertainment, Show, Factual und Fiction voller Auftragsbücher. Das ist gut für die Branche, erhöht aber auch die Risiken für die Unternehmen. Gerade im Overhead werden weiter Stellen aufgebaut, die zwar durch Überstunden etc. aktuell begründbar sind, aber eigentlich auch über bessere Strukturen und digitale Lösungen kompensiert werden könnten. Die Einhaltung von bspw. Hygienekonzepten ist für Unternehmen essenziell und ohne entsprechende Tools, wie digitaler Setpass, sehr personalintensiv. Wenn die Skalierfähigkeit nach unten heute nicht mitgedacht wird, drohen vielen Unternehmen absehbare Probleme in der Zukunft – nach dem Boom. Durch unseren Schwerpunkt auf Unternehmensnachfolge in einem konsolidierenden Markt und nachhaltigem Business Development erfreuen wir uns der guten Auftragslage, zum Beispiel mit Digitalisierungsprojekten oder strategischen Beratungen.

       

    • Die Politik ist gefordert, die Künstler*innen und Unternehmen zu beschützen, die unverschuldet durch behördliche Arbeitsverbote direkt, aber eben auch indirekt betroffen, um ihre Existenz bangen. Trotzdem sehen wir auch viele neue Aktionen, die ohne den Druck der Pandemie wohl nicht entstanden wären.

 

März 2021

Bild: International Film Partners (Roman Job)