„Die Ergebnisse machen deutlich, dass viele Unternehmen ausgebremst werden, da sie zwar Personal einstellen wollen, der Arbeitsmarkt jedoch zu wenige Fachkräfte bereithält“, schlussfolgert Jeannine Koch und sieht Lösungsansätze. „Um diese Herausforderung zu lösen, braucht es dreierlei: Weitere Anstrengungen seitens der Politik, um internationalen Fachkräften die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern, neue Ausbildungs- und Studiengänge in den Bildungsstätten, die inhaltlich dem aktuellen Bedarf der Unternehmen entsprechen, und Eigeninitiative seitens der Wirtschaft bei der internen Entwicklung der Fachkräfte von morgen.“

Helge Jürgens unterstreicht das vorhandene Potenzial der Region: „Als Förderhaus sind wir in engem Austausch mit der Branche. Viele Teilbereiche, besonders aus dem digitalen Sektor, blicken wieder optimistisch in die Zukunft – trotz der weiterhin herausfordernden Rahmenbedingungen.  Erfreulich ist, dass wieder deutlich mehr Unternehmen Personal aufgestockt haben und dies auch für das kommende Jahr planen. 80 % berichten jedoch von Problemen bei der Beschaffung von Fachkräften, ein Thema, das weiterhin deutlich in den Fokus rückt! Und in dem Potenzial liegt: investieren wir in verbesserte Ausbildungsmöglichkeiten und in eine optimierte Integration internationaler Fachkräfte, kann dies ein echter Booster für das Wachstum des Medienstandorts Berlin-Brandenburg sein.“

Kernaussagen aus den Umfrageergebnissen

Die folgenden Kernaussagen liefern einen mit Zahlen unterlegten Blick darauf, wie es zum Umfragezeitpunkt im Herbst 2022 um die Branchen stand.

 

  1. Obwohl die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage auf dem Vorjahresniveau liegt, ist aufgrund der Unsicherheiten z.B. durch Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflation die kommende Geschäftserwartung gesunken. Nachdem sich der Geschäftsklimaindex im letzten Jahr nach dem Covid-19-Pandemie-Schock wieder erholt hatte, sinkt er nun von 141,9 auf 126,5 Punkte. In den Jahren vor der Pandemie lag der Geschäftsklimaindex im Mittel bei 143,5 Punkten.
  2. Besonders optimistisch blicken die Wirtschaftsbereiche IT und Software/Games/Digitale Wirtschaft in die Zukunft. Hier erwarten 45 % bzw. 36 % eine positive Entwicklung in ihrem Geschäftsfeld (Mittelwert 28 %).
  3. Deutlich mehr Unternehmen haben in den letzten 12 Monaten Personal aufgestockt (43 %) als abgebaut (18 %). Für die kommenden 12 Monate planen mehr als die Hälfte (52 %) zusätzliches Personal einzustellen. Mit mehr als zwei Dritteln planen die meisten Unternehmen aus den Bereichen IT und Software/Games/Digitale Wirtschaft in den kommenden 12 Monaten Personal einzustellen (je 65 %).
  4. 4 von 5 Unternehmen berichten von Problemen bei der Beschaffung der erforderlichen Fachkräfte, jedes dritte sogar in starkem Maße. Am meisten suchen Unternehmen aus den kreativen Bereichen Personal (62 %). Hier, aber auch in allen anderen Branchen ist der Personalbedarf im mittleren Job-Level am höchsten, gefolgt von Senior-Positionen. Je höher das Job-Level, desto länger dauert es, bis eine Stelle besetzt werden kann. In der Verwaltung/Administration benötigen 44 % der Unternehmen bspw. länger als 6 Monate, um eine Senior-Stelle zu besetzen.
  5. Obwohl 61 % der Unternehmen die Hochschulausbildung am Standort für eher gut oder sehr gut zur Deckung des eigenen Bedarfs halten, meint mehr als jedes fünfte Unternehmen (22 %), dass es heute Job-Profile gibt, für die es keine adäquaten Studiengänge gibt. In Bezug auf die Duale Ausbildung meint dies sogar fast jedes dritte Unternehmen (31 %).
  6. Knapp die Hälfe der Unternehmen bietet Trainee-Programme (47 %) oder Ausbildungsplätze (43 %) an. Drei Viertel der Unternehmen setzen auf interne Weiterbildung, die Hälfte auf externe Weiterbildung, 29 % rekrutieren internationale Fachkräfte, 44 % integrieren Freelancer oder Quereinsteiger*innen (46 %), um fehlende Kompetenzen bzw. fehlendes Personal zu kompensieren.
  7. Drei Viertel der Unternehmen (74 %) haben Beschäftigte, die keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Die Herkunftsterritorien sind die EU (75 %), gefolgt von anderen europäischen Ländern (42 %), Asien (33 %), Amerika (26 %), Afrika (11 %) und Australien/Ozeanien (8 %).
  8. Gut jedes fünfte Unternehmen (21 %) gibt an, Geflüchtete zu beschäftigen, hauptsächlich aus der Ukraine, Syrien, dem Iran und Belarus.
  9. Die Rahmenbedingungen zur Beschäftigung internationaler Fachkräfte werden von zwei Dritteln derjenigen, die dazu eine Meinung geäußert haben (54 % der teilnehmenden Unternehmen), eher nicht gut (48 %) oder gar nicht gut (18 %) bewertet. Jeweils drei Viertel dieser Unternehmen (76 %) gaben an, dass allen voran eine Vereinfachung von Verwaltungsprozessen und eine Verbesserung der Wohnungssituation nötig seien. 44 % wünschen sich eine stärkere arbeitsrechtliche Unterstützung.
  10. Für fast jedes zweite Unternehmen (47 %) ist die Gewinnung und die Entwicklung von Fachkräften unter den 3 Top Themen für die kommenden 12 Monate. Jedes vierte Unternehmen (24 %) gibt die Verbesserung der Auftragssituation als eines der Top-Themen an.

Das vollständige medien.barometer 2022/23 mit allen Auswertungen, Statistiken und Vergleichen sowie alle Informationen zum aktuellen Geschäftsklimaindex findet ihr hier sowie rechts im Downloadbereich.

Zum Thema: 

Die Medien-, Kreativ- und Digitalbranchen gehören seit Jahren zu den wachsenden Wirtschaftszweigen in Berlin und Brandenburg. Aber: Es fehlen Fachkräfte – sei es bei Filmproduktionen am Set, im Marketing & Sales, E-Business oder bei den AR-, VR- und KI-Technologien. Es braucht ausgebildetes Personal, damit die Unternehmen in der Zukunft kompetent und nachhaltig aufgestellt sind. Hierbei wird deutlich: Die Branchen können ihre Wachstumspotenziale für einen attraktiven Arbeitnehmer*innen-Standort nicht ausschöpfen, denn der Markt und seine Jobprofile entwickeln sich dynamischer als die Bildungsmöglichkeiten für potenzielle Arbeitskräfte. Das medien.barometer 2022/23 möchte herausfinden, welche Bedarfe es seitens der einzelnen Branchen konkret gibt, wo die Hürden liegen und wie dem Fachkräftebedarf schnellstmöglich entgegengesteuert werden kann. 

Über das medien.barometer berlinbrandenburg

Das medien.barometer berlinbrandenburg beleuchtet die Stimmung und die wirtschaftliche Entwicklung einzelner Teilbranchen des Clusters IKT, Medien, Kreativwirtschaft in der Hauptstadtregion. Seit 2004 nimmt die Befragung die aktuellen Einschätzungen sowie die Zukunftsaussichten der Berliner und Brandenburger Unternehmen aus der Medien-, Kreativ- und Digitalwirtschaft in den Blick. Das medien.barometer trägt damit dazu bei, die Entwicklungen in den Branchen jährlich zu verfolgen und über einen Zeitraum abzubilden. Es erlaubt, Dynamiken und Trends aufzuspüren, die Standortarbeit zu evaluieren und Standortaktivitäten abzuleiten. 272 Unternehmen aus Berlin und Brandenburg haben sich 2022/2023 an der Befragung beteiligt.

Eine Veranstaltung von

In Zusammenarbeit mit

Durchgeführt von

Gefördert von

Mit freundlicher Unterstützung von

    Medienpartner