- Herr Schrader, Sie informieren täglich allein mit der gedruckten Zeitung 389.000 Menschen. Dabei wissen wohl die wenigsten Berliner und Brandenburger, dass ca. 2.000 Mitarbeiter täglich Programm für die MAZ machen: Redakteure, Zusteller, Kantinenpersonal, Fachinformatiker, Medienkaufleute, Controller, Volontäre, Werkschutz. Was zeichnet das Unternehmen MAZ aus?
- Die MAZ ist als aller erstes das Regional- und Lokalmedium aus und für Brandenburg. Trotz unseres riesigen Verbreitungsgebietes – wir decken fast die Fläche Schleswig-Holsteins ab – ist die MAZ überall präsent und nah an den Menschen. Die MAZ gibt Orientierung, schafft Verbindungen und steht für Qualität und Zuverlässigkeit. Unser Anspruch ist es, Teil der “Heimat” zu sein. Gedruckt auf Papier, als ePaper oder im Netz. Was kaum einer weiß, uns aber stolz macht: Bezogen auf die Auflage ist die MAZ die größte Tageszeitung in Berlin-Brandenburg. Dabei ist der Verlag hinter der MAZ viel mehr als eine Tageszeitung: Wir geben das Anzeigenblatt „Wochenspiegel“ heraus, welches die MAZ für viele Leser sinnvoll ergänzt. Wir betreiben eine der modernsten Zeitungsdruckereien der Region, die u.a. auch die FAZ und das Handelsblatt druckt. Wir betreiben ein großes Call Center, welches für Verlage in ganz Deutschland arbeitet. Wir bieten mit havelcom concept eine Full-Service-Kommunikationsagentur für Werbung, Events und Dialogmarketing an. Unsere Töchter bilden den größten privaten Postdienstleister Brandenburgs. Und nicht zuletzt erweitern wir unsere Digitalangebote immer mehr, neben maz-online.de zuletzt um unser Fußball-Portal sportbuzzer.de und um das Reiseportal reisereporter.de.
- Darüber hinaus zeichnet uns ein eng vernetztes Arbeiten aus: Innerhalb der MADSACK Mediengruppe, zu der wir gehören, funktioniert die Zusammenarbeit ganz ausgezeichnet. Zwischen den Zeitungstiteln wie Leipziger Volkszeitung, Ostseezeitung oder Hannoversche Allgemeine herrscht ein reger Austausch. Aber auch Investitionen in Qualität, beispielweise beim Aufbau unseres gemeinsamen Netzwerks für nationale und internationale Inhalte, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), lassen sich im Verbund viel besser stemmen.
- Seit der Erstausgabe der Märkischen Allgemeinen am 18. April 1946 gab es umwälzende gesellschaftliche und technologische Veränderungen. Ist die MAZ in Zeiten des Wandels einem journalistischen Leitbild treu geblieben?
- Die Märkische Volksstimme war ursprünglich ein Organ der Potsdamer SED-Bezirksleitung, das heißt die Zeitung fungierte als Sprachrohr einer Staatspartei in der Region. Die DDR bot keinen Nährboden für freien Journalismus, gleichwohl gab es auch hier Journalisten, die ihren Job ernst nahmen und Leser so gut informierten, wie es ihnen unter den Umständen möglich war. Vor allem im Lokalen. Die Wende war ein Befreiungsschlag in vielen Redaktionen – zumindest für die Kollegen, die im engen DDR-Korsett gelitten hatten. Das journalistische Leitbild der dann in Märkische Allgemeine umbenannten Zeitung ist seit Mauerfall und Deutscher Einheit die Unabhängigkeit und Überparteilichkeit der Redaktion. Klar, intern war dies ein Prozess, der nicht überall glatt lief, immer wieder Rückschläge bereithielt. Aber er hat zum Erfolg der MAZ geführt. Übrigens auch, weil wir uns mit den Lesern verändert haben: Computer ersetzten Schreibmaschinen, Smartphones die Mobiltelefone und längst ist die MAZ in den sozialen Netzwerken aktiv. Die Leser vertrauen uns, weil wir mit ihnen in der Region leben und uns dort besonders gut auskennen. Wegen dieser engen Nachbarschaft haben Fake News übrigens keine Chance.
- Welche Innovationen bringt die Digitalisierung einer lokalen Tageszeitung wie der Märkischen Allgemeinen? Wohin führen Sie die MAZ, Herr Schrader?
- Die Digitalisierung ist für die MAZ Chance und Herausforderung zugleich.Einerseits erreichen wir durch die gedruckte und die digitalen Produkte der MAZ zusammengenommen mehr Menschen als je zuvor. Ob unsere Leser und User uns in gedruckter oder digitaler Form aufnehmen oder unsere Videos auf Facebook schauen, ist uns dabei zunächst egal. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Relevanz der MAZ weiterhin hoch bleiben wird, denn das Geschehen in der eigenen unmittelbaren Umgebung ist für die Menschen immer interessant. Die Digitalisierung erlaubt uns zudem eine viel direkte und schneller Kommunikation mit unseren Lesern und Kunden. Und sie bietet uns die Chance, neue Produkte zu verkaufen; unsere Mediaberater bieten mittelständischen Kunden beispielweise heute einen Webseitenbaukasten und Werkzeuge für die Suchmaschinenoptimierung an.
- Andererseits erfordert die Digitalisierung ganz neue Erlösmodelle. Diese sind auf den ersten Blick nicht immer einfach zu finden, erschließen sich erst mittelfristig oder über Umwege.
- In der Zukunft setzen wir auf weitere vor allem digitale Produkte bzw. Kanäle, auf denen Inhalte der MAZ ihren Weg zu den Konsumenten finden. Die MAZ-Mediabox, ein Bildschirm mit individuell zusammenstellbaren Nachrichten, Unterhaltungs- und kundeneigenen Inhalten, ist dafür ein erstes Beispiel. Wir werden weitere themenspezifische Digitalangebote wie die genannten Beispiele sportbuzzer.de und reisereporter.de starten. Und wir werden generell zusätzliche Produkte und Services anbieten, die man heute noch nicht mit der MAZ verbindet. Schließlich wissen wir einiges über die Bedürfnisse unserer Leser, User und Kunden in unserem Verbreitungsgebiet.
- Bei diesen Digitalisierungsprojekten setzen wir stark auf den Verbund innerhalb unserer Mediengruppe, aber auch auf Kooperationen mit oder Beteiligungen an externen Partnern.
Datum: 05.05.2017