1. Boris, herzlichen Glückwunsch zur neuen Position als Aufsichtsratsvorsitzender des medianet! Vielleicht magst du dich unseren Mitgliedern, die dich noch nicht kennen, einmal kurz vorstellen? Und was hat dich dazu bewogen, den Vorsitz von Bernd Schiphorst zu übernehmen?
    • Vielen Dank für die Glückwünsche zu meiner neuen Position als Aufsichtsratsvorsitzender des medianet. Gerne stelle ich mich einmal näher vor und erläutere, was mich dazu bewogen hat, den Vorsitz zu übernehmen.
    • Ich bin seit 1999 in Berlin ansässig. Ursprünglich komme ich aus Köln und während meiner Schulzeit habe ich einen Teil davon in Los Angeles verbracht, wo meine Eltern längere Zeit lebten. Mein Studium zum Diplom-Kaufmann habe ich in Köln erfolgreich abgeschlossen. Bereits zu dieser Zeit hegte ich den Traum, mich selbstständig zu machen, noch bevor der Begriff “Startups” geprägt wurde.
    • In der ersten Welle des Internetbooms zog es mich nach Berlin, um meine erste Firma zu gründen. Auch ich erkannte die enormen Chancen, die die Digitalisierung bot, und war davon überzeugt, dass dies eine einzigartige Gelegenheit für Gründer*innen war. Des Weiteren war die Unternehmenskultur Ende der 90er-Jahre oft von starren und veralteten Strukturen geprägt, was nicht meinen Vorstellungen entsprach. Dies war eine der Hauptmotivationen, mein erstes eigenes Unternehmen zu gründen.
    • Im Jahr 1999 gründeten wir dooyoo.com und ich begann auch bald, Angel-Investitionen zu tätigen. Vor 20 Jahren riefen wir GameDuell ins Leben, eines der ersten Spieleportale mit echten Gegnern und Live-Turnieren. Seit vielen Jahren sind wir medianet-Mitglied. Heute beschäftigen wir etwa 150 Mitarbeiter*innen. Wir konnten von Anfang an die Unternehmenskultur gestalten, die unserer Vision entsprach, und das hat sich bis heute ausgezahlt.
    • Um die Berliner Digitalszene noch besser zu vernetzen, initiierten wir im Jahr 2005 das Netzwerkevent „Berlin 2.0“. Im Jahr 2019 gründeten wir mit einer hochmotivierten Gruppe von Digital-Gründer*innen die Klima-Initiative Leaders for Climate Action (LFCA). Mittlerweile zählen wir über 3.000 Mitglieder weltweit.
    • Was meine Entscheidung betrifft, den Vorsitz zu übernehmen, so folgte ich meinem Lebensmotto, dass in einer Gruppe viel mehr erreicht werden kann. Wenn die richtigen Menschen zusammenkommen, kann Magie entstehen. Bernd Schiphorst führte den Vorsitz stets souverän, mit Weitsicht und Herz, und ich hoffe, in seine Fußstapfen treten zu können.
    • Mir liegt Berlin am Herzen, und ich bin der Meinung, dass man Verantwortung für den Ort übernehmen sollte, an dem man lebt. Diese Stadt hat mir viel gegeben, und ich möchte etwas zurückgeben. Der Aufsichtsrat des medianet besteht aus herausragenden Persönlichkeiten und die Sitzungen waren stets spannende und effektive Treffen. Mit diesem Team enger zusammenzuarbeiten, bereitet mir eine besondere Freude.

  2. Wie du schon sagst, bist du dem medianet lange verbunden. Was sind deiner Meinung nach die Kernpunkte, die den Netzwerkverein ausmachen? Was hat dich in all den Mitgliedsjahren stets überzeugt?

    • Einer der zentralen Aspekte des medianet ist zweifellos die Förderung der Interdisziplinarität. Oftmals neigen wir dazu, in unseren jeweiligen Fachbereichen zu verharren und in unserer eigenen Elfenbeinturm-Welt zu agieren. Doch gerade durch den Austausch mit anderen Akteur*innen der Medienlandschaft können äußerst spannende Allianzen und Kooperationen entstehen.
    • Eine weitere faszinierende Facette, die mich besonders anspricht, ist die zeitnahe Reaktionsfähigkeit des medianet-Teams. Das Medienumfeld ist äußerst dynamisch und ich bin tief beeindruckt davon, wie rasch das Team die richtigen Persönlichkeiten mobilisiert und erfolgreiche Veranstaltungen auf die Beine stellt. Allein in den letzten 12 Monaten hat das Team rund 70 Events mit einer beeindruckenden Anzahl von Teilnehmer*innen organisiert. Dies bietet eine ausgezeichnete Plattform für Networking und den Aufbau wertvoller Beziehungen.
    • Dieses inspirierende Umfeld und die daraus resultierenden Möglichkeiten wären ohne das Engagement des medianet-Teams und die Unterstützung unserer Partner nicht denkbar. Dafür bin ich zutiefst dankbar.
  3. Du sagtest bei der offiziellen Stabübergabe, dass du die Bereiche Klimaschutz und Nachhaltigkeit stärker in den Fokus rücken möchtest. Wie könnte das aussehen? Geht es dir da um vertiefende Themenschwerpunkte, neue Formate?
    • Hierbei geht es mir darum, unsere Verantwortung als Gesellschaft zu erkennen und zu akzeptieren. Die Klimakrise kann nicht allein der Politik überlassen werden. Jeder von uns ist gefragt, aktiv Verantwortung zu übernehmen und Teil der Lösung zu werden. Wir haben diesen Planeten von unseren Kindern geliehen und nicht von unseren Eltern geerbt.
    • Obwohl die Mehrheit der Bürger sich für Klimaschutz ausspricht (75 %), fühlen sich viele überfordert und alleingelassen. Ein Grund dafür ist, dass die Medien oft keine überzeugenden Erzählungen bieten. Die Fokussierung auf Verzicht und Kosten – etwa im Zusammenhang mit der Reduzierung unseres ökologischen Fußabdrucks – überwiegt. Dabei fehlt die Vision von einem besseren Leben mit umweltfreundlicherer Energie, von einem Leben, in dem wir mehr von den wirklich wichtigen Dingen haben. Es fehlt das farbenfrohe Bild einer intakten Welt, in der wir glücklicher leben können.
    • Der Handabdruck, den wir hinterlassen, ist oft bedeutender als der Fußabdruck. Gerade Medienunternehmen haben hier eine große Hebelwirkung. Positive Narrative sind von entscheidender Bedeutung. Wir können inspirierende Geschichten erzählen, die Menschen mitnehmen und zur aktiven Teilnahme motivieren.
    • Berlin als Stadt besitzt eine immense kreative Energie. Warum sollten wir diese nicht noch stärker nutzen? Kürzlich haben wir beim medianet ein Event veranstaltet, das sich diesem Thema gewidmet hat. Ich hege einige Ideen, doch ich hoffe, dass wir diesen Auftrag an die Berliner Community weitergeben können, die überaus talentierte Köpfe in unserer Stadt beheimatet. Hier besteht noch viel Potenzial.

 

Oktober 2023

© Boris Wasmuth

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