Zu Beginn des Abends begrüßten Helge Jürgens (Medienboard Berlin Brandenburg) und Dr. Anja Zimmer (Direktorin mabb) gemeinsam die rund 300 geladenen Gäste der Medien- und Kreativwirtschaft Berlin-Brandenburgs.
Auch Bernd Schiphorst (Aufsichtsratsvorsitzender media:net berlinbrandenburg) hieß anschließend die versammelte Branche in der Orangerie des Schloss Charlottenburg willkommen. Er lernte Klaus Hommels als dessen Chef bei AOL Deutschland kennen. Gerade erst Mitte 20, „hatte er damals bereits maximale Ahnung“, beschreibt Schiphorst den heutigen Star-Investor in seiner Rede und bat anschließend das Gesprächsduo des Abends, Wieprecht und Hommels, auf die Bühne.
Bereits bei der Beantwortung der Eingangsfrage von Volker Wieprecht, was Klaus Hommels dazu gebracht habe, sich selbstständig machen zu wollen, zeigte sich dessen Leidenschaft für seine Arbeit: „Ich war besessen vom Investieren“, beschreibt er selbst den Beginn seines Werdegangs. Als er dann als Teenager das Geld seiner Oma gewinnbringend in Aktien des Sportartikelherstellers Puma investierte und damit seine ersten 100.000 DM verdiente, war der Weg als Investor quasi gesetzt. Sein Prinzip, früher einzusteigen als alle anderen, scheint demnach nicht nur für seine Investments zu gelten.
Was sonst noch zum Investoren-Dasein gehört? Laut Hommels sind es Leidenschaft, Glück und wohl auch eine gehörige Portion Hartnäckigkeit, die die Voraussetzungen für erfolgreiches Investieren als auch Gründen gleichermaßen bilden. Ein gutes Beispiel dafür ist eines von Hommels ersten privaten Investitionen: Skype. Als er den Dienst zum ersten Mal testete war sie da, die Leidenschaft, der Wow-Effekt: Tonqualität 1A – ich investiere! Dass das eigentlich nur ein glücklicher Zufall war und eine Qualität wie in diesem ersten Gespräch nie wieder zustande kommen sollte, war ihm zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht klar. Um die Gründer dazu zu bewegen, ihn investieren zu lassen, brauchte es dann jedoch Ausdauer: Drei Monate lang, jeden Morgen um 10 Uhr, rief Hommels bei Niklas Zennström an, um diesem auf die Mailbox zu sprechen. Es lohnte sich: Hommels durfte letztlich investieren.
Wie lange sein persönlicher „Beißreflex“ dauert bevor er das Interesse verliert? Die Antwort ist knapp: 2-3 Minuten. Wenn er dann aber von einer Idee überzeugt ist, ist Hommels mit Herzblut bei der Sache. Ein guter VC ist man, „wenn man das Versprechen, das man den Gründern gegeben hat, ihnen zu helfen, ihr Unternehmen aufzubauen, einlösen kann und man am Ende auf einen gemeinsamen Lebensweg zurücksehen kann“, beschreibt er seine Arbeit. Das habe dann auch erstmal gar nicht so viel mit Geld zu tun.
Bei der Frage nach Deutschlands und Europas Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich, insbesondere mit den USA, ging es dann aber doch um Finanzielles. Hommels Rechnung ist einfach: In Amerika fließt deutlich mehr Geld in Startups als in Deutschland. Treten dann ein Berliner Unternehmer und einer aus dem Silicon Valley in Konkurrenz, ist der Amerikaner naturgemäß im Vorteil. „Wenn also in Deutschland das Geld großzügig mit der Pipette verteilt wird, brauchen wir uns nicht wundern“, resümiert der Experte. Er ist der Meinung, dass Europa erfolgreiche Projekte der letzten Jahre wie Youtube, Whatsapp oder Instagram durchaus hätte stemmen können: „Wenn ein Asset gut sei, dann solle man kaufen, wenn er weniger gut ist, kauft man eben nicht – und das zu jedem Preis. Doch diese risikoreiche Denkweise würde hierzulande trotz des guten Gründergeists und des innovativen Know-Hows fehlen. Wie man das ändert? Eine Frage auf die nicht einmal Klaus Hommels eine umfassende Antwort parat hat.
Was Deutschland ebenfalls fehle, sei eine politische Verantwortlichkeit für Digitales: „Wir brauchen eigentlich eine schnelle, digitale GSG9-Truppe, die adäquat und schnell reagieren kann“, denn der normale, politische Prozess sei einfach zu langsam, so Hommels. Sein Vorschlag: Ein bis zwei Personen mit Expertise für Digitales, kombiniert mit der gleichen Anzahl von Politikexperten mit Macht und Handlungskompetenz ausstatten. Ob dieses Modell aus der Großen Orangerie ins politische Berlin vordringen wird, bleibt abzuwarten.
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Wir danken Klaus Hommels und unserem Moderator Volker Wieprecht für ihre Zeit und das interessante Gespräch sowie allen Gästen für die Teilnahme am 41. mediengipfel.
Herzlichen Dank unseren Förderern, Partnern und Sponsoren: