eHealth gehört zu den Trendthemen für Startups und Investoren. In 2014 stieg die Anzahl der Gründungen mit Fokus auf Digital Health stark an. Hierzu ein paar Zahlen aus dem Impulsvortrag von Prof. Dr. Roland Trill bei der eHealth Conference 2014:
- Es werden 100.000 eHealth-Apps angeboten
- 1.100 verschiedene Diabetes-Apps sind erhältlich
- 57% der Hobbysportler nutzen ihr Smartphone beim Sport in Verbindung mit Fitness Apps
- Fast ¾ der internet-affinen Deutschen über 65 Jahre wollen ihre Gesundheit durch eHealth verstärkt selber im Blick behalten
- 81% dieser Senioren wollen einen Zugriff auf ihre Patientendaten
- 38% dokumentieren bereits heute Gewicht und Blutdruck elektronisch
- 73% wollen an bevorstehende Termine oder Medikamenteneinnahmen erinnert werden
(Quelle: http://ehealth.gvg.org/ Prof. Dr. Roland Trill, Fachhochschule Flensburg bei eHealth Conference 2014, Impulsvortrag: ‚eHealth – Gerüst des neuen Gesundheitswesens‘)
Auch die Nachricht der Finanzierungsrunde von Klara (goderma GmbH) mit 2 Mio. EUR Kapital ist ein wichtiges Signal in die Branche. Der Wermutstropfen dabei, vorrangig soll damit die Expansion in den USA vorangetrieben werden. Hier ist der Bereich EHealth viel stärker entwickelt und den Unternehmern wird mehr Verständnis entgegengebracht. Da der Markt leichter skalierbar ist und weniger gesetzliche Regularien wirken, ist er attraktiver für Investoren und Startups. Investoren, Krankenkassen und Arbeitgeber sind an Kooperationen interessiert und so werden z.T. auch Investitionen gemeinsam finanziert.
Aktuelle und zukünftige Themen bzw. Herausforderungen sind insbesondere:
- Strukturwandel des Gesundheitswesens/ Veränderung der Marktmacht
- Digitalisierung der Gesundheitskommunikation
- Datensicherheit
- generelles Fernbehandlungsverbot
- zunehmender Ärztemangel
- demografischer Wandel
- sektorenübergreifende Versorgung
- flächendeckende Versorgung auf hohem Versorgungsniveau
- Verteilung von Macht und Instrumenten zwischen Bund und Ländern
- gesteigertes Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung
In Deutschland wirken sich u.a. zu strenge regulatorische Rechtsvorgaben negativ auf die innovative und zukunftsweisende Entwicklung der Digital Health Unternehmen aus. Startups müssen sich hier wie in keinem anderen Markt mit zahlreichen Anforderungen und gesetzlichen Regelungen auseinander setzen. Dafür brauchen sie Stakeholder wie Krankenkassen und –versicherungen an ihrer Seite, die eine Kostenaufteilung ermöglichen.
So kommt es, dass innovative und erfolgsversprechende Startups wie z.B. Goderma ihren Geschäftsfokus auf die USA lenken. Deutschland droht damit das Know How zu verlieren, das im Stande ist, einige der gegenwärtigen und zukünftigen Probleme des Gesundheitsmarktes zu lösen.
Eins wurde in der Diskussion deutlich: Deutschland hat im Bereich Telemedizin auf der gesetzlichen Ebene großen Nachholdbedarf und muss notgedrungen nachjustieren, wenn es diese Unternehmen nicht verlieren will. Auf Unternehmerseite gibt es innovative Konzepte und engagierte Persönlichkeiten, die das Potenzial haben, den Markt nachhaltig mitzugestalten. Dafür müssen neue Geschäftsmodelle als Ergänzung nicht als Konkurrenz zu den bisherigen Instrumenten verstanden werden. Qualitätssiegel für Produktanwendungen und klare Kommunikation über Risiken einer Fernbehandlung könnten hier für mehr Bewusstsein und Transparenz beim Nutzer sorgen.
Unser großer Dank gilt EY für die Gastfreundschaft und Cornelia Wanke und Dr. Markus Müschenich für die gelungene Moderation!