Hinzu kommt das Fehlen der Kinohäuser als sozialer und kultureller Treffpunkt: Doch was können wir lernen aus dieser Zeit? Was nehmen wir mit, um branchenpolitische Strukturen und Abläufe in dieser einerseits beweglich, andererseits zu starr ablaufenden Filmindustrie künftig zu optimieren? Welchen konkreten Herausforderungen musste sich die Kinowelt stellen? Wie kann die Attraktivität des Kinos beibehalten werden? Wie bleibt der Kulturort wettbewerbsfähig? Und was macht gutes Kino aus? Und vor Allem: Geht Kino nur im Kino? 

Jeannine Koch, Vorstandsvorsitzende des media:net berlinbrandenburg e.V., und gregor c. blach, Gründer und Geschäftsführer von WE DO communication GmbH, freuten sich mit folgenden Panel-Teilnehmer*innen über diese Fragen in den Austausch zu gehen:

  • Hans-Christian Boese, Geschäftsführer von Piffl Medien GmbH
  • Skady Lis, CEO Getaway Pictures GmbH
  • Anna Moll, Geschäftsführerin und Kreativdirektorin von Molle&Korn GmbH
  • Mariette Rissenbeek, Geschäftsführerin der Internationalen Filmfestspiele Berlin
  • Notker Schweikhardt, MdA, Sprecher für Medien, Kultur, Kreativwirtschaft Bündnis 90/ Die Grünen

Anfang März konnte die Berlinale nur in virtueller Form für Fachpublikum stattfinden. Nachdem die Internationale Jury über die Bärenpreise der Sektion “Wettbewerb” entschieden hat, folgte nun vom 09. bis 20. Juni 2021 das neu ins Leben gerufene “Summer Special”, bei dem endlich auch das breite Publikum die 15 Filme sehen und über sie abstimmen konnte, um den “Berlinale Publikums-Preis Wettbewerb 2021” zu ermitteln. Mariette Rissenbeek sprach über die Unsicherheit als eine der größten Herausforderungen für die Berlinale: Klar war bereits im November: „Wir wollen nicht absagen!“. Mit dieser Entscheidung hätte es nur einen Weg gegeben; den nach vorne. „Filmen die Möglichkeit zu geben sich der Branche zu präsentieren und sich der internationalen Presse zu präsentieren, damit sie dann anschließend den Weg ins Kino gehen können“, sei der erste essentielle Bestandteil des Filmfestivals. Als zweite Komponente komme die Bereitstellung der neuen Filme für das Publikum hinzu.  

Doch bedeutet der unvorhergesehene Ansturm auf die Berlinale- Tickets tatsächlich, dass wir uns um die Kinowelt nicht sorgen müssen?  

„Da ging es um Alles“, sagt Notker Schweikhardt, Sprecher für Medien, Kultur, Kreativwirtschaft Bündnis 90/ Die Grünen,  zu der herausfordernden Situation, in welcher sich die Kinos wirtschaftlich befanden. Durch hilfsbereite Vermieter*innen, Förderprogramme und besonders hohes Engagement der Kinobesucher*innen in Berlin, konnten bürokratische Umwege gefunden und viele Kinobetreiber*innen gerettet werden. Es wäre allerhöchste Zeit gewesen, dass es wieder losgehe und der Start der Berlinale wäre der erste große Schritt, so Schweikardt.

Das Kino müsse es schaffen, besser als das eigene zu Hause zu sein, beschreibt Anna Moll ihren Anspruch. Eine hochwertige Qualität von Filmen gäbe es auch bereits auf anderen Plattformen. Das Kinoerlebnis als gemeinsames Eintauchen in eine Geschichte, sei sicherlich nur im Kino möglich. Sie schlägt vor das Kino als Kulturort lebendiger zu machen: Ein Verschmelzen von gastronomischem Angebot, passenden Ausstellungen und kreativen Schaffensräumen, könne viel mehr Zuschauer*innen anziehen.  

Die Komplexität von nötigen Umstrukturierungen von Filmdrehs war herausfordernd, doch „Ich glaube unsere Branche hat das sehr gut hinbekommen“, freut sich Skady Lis. Die Filmproduktionsbranche habe bewiesen, dass diese sich sehr schnell anpassen kann.  Die Schwierigkeit Herzens- und Verstandsentscheidungen voneinander zu trennen, sei eine; die Entscheidungskraft des Publikums über den zukünftigen Kurs der Kinos die andere, so die Geschäftsführerin von Gateway Pictures.  

Letztendlich: Ein Paradigmenwechsel kann genau so wenig bestritten werden wie die Besonderheit des Kinoerlebnis´. Kino müsse wieder wertgeschätzt werden, so Hans-Christian Boese.  

Sie haben den Stream verpasst? Hier können Sie sich den Panel-Talk nachträglich anschauen:

 

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