Rückschau von Xenia Günther
Nach einer Begrüßung durch Dr.-Ing. Ralf Schäfer, Bereichsleiter Video am Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut, und Andrea Peters (media:net berlinbrandenburg e.V.) übernahmen die beiden Moderatoren Claudia Lehmann und Christopher Hana das Wort. Claudia Lehmann stellte Herrn Gaebler zunächst den anwesenden Gästen vor.
Christian Gaebler ist seit April 2018 Chef der Berliner Senatskanzlei. Zuvor war der SPD-Politiker bereits Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (2011–2016) und in der Senatsverwaltung für Inneres und Sport des Landes Berlin (2016–2018). Nach dem Abitur 1982 in Berlin hat Gaebler an der Technischen Universität Berlin Verkehrswesen mit der Studienrichtung Planung und Betrieb studiert und 1992 einen Abschluss als Diplom-Ingenieur erhalten. Im Anschluss war er bis 1995 wissenschaftlicher Mitarbeiter und als Projektleiter bei privaten Planungsbüros beschäftigt. Von Januar 1996 bis 2001 war er als selbständiger Verkehrsplaner tätig, bevor es ihn schließlich als Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion des Abgeordnetenhauses von Berlin in die Politik verschlug.
An die Vorstellung schloss sich direkt das Gespräch zwischen den Moderatoren und dem Senatschef an. Was hat sich in Berlin seit dem Amtsantritt von Christian Gaebler bewegt?
Insgesamt seien sie in der Senatskanzlei dabei vorangekommen, die Leistungen für die Bürger wieder stärker in den Fokus zu rücken bzw. stärker auf kommunale Dienstleistungen zu setzen. Außerdem habe sich viel beim Thema Digitalisierung bewegt, auch wenn die Coronakrise noch die ein oder andere Baustelle offengelegt habe. Auch die Stadt Berlin habe sich beispielsweise in Sachen Wohnraum oder umweltgerechtere Stadtnutzung (mehr Radfahrwege, Fußgängerzonen) zum Positiven gewandelt. Claudia Lehmann legte beim Stichwort Corona den Finger schließlich auf das Hauptthema dieses Morgens: die Auswirkungen der Krise auf die Medienbranche. Speziell die Filmbranche wurde von der Krise hart getroffen – es gab viele Produktionsausfälle oder Verschiebungen von Dreharbeiten und infolgedessen auch starke finanzielle Einbußen.
Christian Gaebler ist der Meinung, Berlin sei schnell mit den nötigen Hilfsmaßnahmen gestartet. Insbesondere das Medienboard sei hier als eine Einrichtung hervorzuheben, die die Medienbranche gezielt unterstützt und flexibel auf die Krise reagiert habe. Auch mit der Soforthilfe IV wurden in der ersten und zweiten Runde speziell für die Medienbranche gute Hilfsangebote geschaffen. Natürlich seien die Mittel hier begrenzt und erreichten nicht alle Projekte – schließlich sei die Existenzgefährdung ein Hauptkriterium für solche Soforthilfemaßnahmen. Es sei nicht möglich, mit den Maßnahmen wirtschaftliche Einbußen auszugleichen. Dennoch würden die Programme, wenn nötig, nachgerüstet – so geschehen bei der Soforthilfe IV, die beispielsweise kleinere Kinos zunächst nicht eingeschlossen hatte. Auf Nachfrage aus der Teilnehmer*innenrunde bestätigte Christian Gaebler außerdem, dass die Maßnahmen so lange bestehen würden, so lange die Coronakrise diese weiterhin erforderlich machen würde.
Aber wie kann man den Filmstandort Berlin-Brandenburg auch nachhaltig sichern, wollte Claudia Lehmann wissen.
Die Filmbranche müsse sich in Anbetracht der aktuellen Geschehnisse auf neue Entwicklungen einstellen und die Förderung darauf ausgerichtet werden, so Gaebler. Als Beispiel könne hier das Sonderprogramm „Digitale Film-Produktion“ genannt werden, das kürzlich gemeinsam mit dem Medienboard vorgestellt wurde und die Wettbewerbsfähigkeit Berlins im Bereich der Filmherstellung mit digitalen Schlüsseltechnologien (CGI (Computer Generated Imagery) und Visual Effects (VFX)) stärken soll. Neben vernünftigen Fördermodellen seien aber auch qualifizierte Fachkräfte, effizientes Arbeiten und gute Standorte wichtige Aspekte für eine nachhaltige Stärkung der Filmbranche: „Das Gesamtpaket muss stimmen.“ Nicht immer sei hier auch eine staatliche Intervention vonnöten. Als positives Entwicklungsbeispiel nennt der Senatschef etwa die Gamesbranche, die sich auch ohne staatliche Hilfe aus sich selbst heraus aufgrund guter Rahmenbedingungen wie etwa eine aktive Startup-Szene entwickelt habe. Berlin sei global gesehen einer der Hotspots für die Games- und Esports-Szene. Aufgabe der Senatskanzlei sei es, weiter für die guten Grundlagen und Räume zu sorgen, um das Wachstum gewährleisten zu können. Mit Blick auf die Digitalisierung etwa gebe es hier natürlich auch Verbesserungspotenzial – Stichwort Breitbandausbau.
Christopher Hana fragte abschließend nach einem kleinen Ausblick, was bis zu den Wahlen nächstes Jahr noch in Angriff genommen werden müsste.
Zunächst müsse noch überprüft werden, welche Punkte im Koalitionsvertrag offen seien. Weitere wichtige Punkte, mit denen sich künftig noch befasst werden müsse, seien die Arbeitsbedingungen im Film und Fernsehen sowie die technische Förderung von nichtkommerziellen Lokalradios.
Im Anschluss an das Gespräch, eröffneten die Moderatoren die allgemeine Fragerunde und die Teilnehmer*innen erhielten die Möglichkeit, ihre Fragen persönlich an den Senatschef zu richten. Es ergab sich ein weiterer interessanter Austausch.
Wir bedanken uns bei Christian Gaebler herzlich für seine Zeit und die aufschlussreiche und angenehme Diskussion sowie Claudia Lehmann und Christopher Hana für die Moderation.
Ein herzlicher Dank gilt weiterhin unserem Gastgeber Dr.-Ing. Ralf Schäfer und dem Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut sowie den Gästen für ihre rege Teilnahme.