Malen nach Zahlen? Über Ideen vom Publikum und ihre Auswirkungen auf das Kino
Mittwoch, 14.02.2018, 18.30 Uhr, CABUWAZI Tempelhof – der Kulturflughafen, auf dem Tempelhofer Feld, Eingang Columbiadamm 84.
Man stelle sich das einmal vor: Die Menschen kommen in Scharen, um die besten, die originellsten Filme zu sehen, sich herausfordern zu lassen, zu staunen und mitzufiebern. Sie streiten, lesen und schreiben über Filme, weil sie in ihnen sich und die Welt erkennen. Sie haben hohe Erwartungen und lassen sich gleichzeitig auf das große Andere ein, das die Filme offenbaren. Das ist keine Utopie eingeschworener Cinephiler – es ist ein realer Teil des Filmpublikums. Nur reicht er zahlenmäßig offensichtlich nicht aus, um Fördergremien zufriedenzustellen. Und wie wir wissen, hängt ein Großteil der Filmproduktion hierzulande von diesen ab.
Die Filmförderungsanstalt (FFA) hat mit ihren neuen Leitlinien die vielleicht wichtigste filmpolitische Debatte der letzten Jahre neu belebt: die Frage danach, welche Filme welches Publikum erreichen. Indem die FFA die Quantität der Eintritte in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen stellt und harte, absolute Zahlen nennt, hat sie die deutsche Filmbranche aufgescheucht. Die FFA will tatsächlich mit wenigen Ausnahmen nur noch Filme fördern, die von mindestens 250.000 ZuschauerInnen im Kino gesehen werden – als vorausgeschickte Erwartung. Das Spannende daran: Diese Erwartung soll nicht heimlich oder indirekt, sondern ganz offiziell die Auswahl der Filme prägen, die in den Genuss dieser öffentlichen Förderung gelangen.
Eine gute Gelegenheit also, einmal offen danach zu fragen, welche Ideen es vom Publikum in der deutschen Filmbranche gibt und wie internationale Film- und FestivalmacherInnen über die Frage denken. Immerhin ist auch bei der Diskussion über die Zukunft der Berlinale immer wieder der Begriff vom Publikumsfestival gefallen, mit dem ganz ähnlich auf Besucherzahlen und Eintrittsgelder verwiesen wird. Welche Auswirkungen kann es im Positiven wie Negativen haben, Besucherzahlen als Erfolgskriterium für künstlerische Arbeiten zu setzen? Und wie lässt sich ein Publikum überhaupt für Kino begeistern? Das wollen wir in einem ersten Podium diskutieren.
Im zweiten Panel wollen wir FilmemacherInnen, KuratorInnen und KritikerInnen fragen, welche Potenziale es gibt, bestehende Ideen vom Publikum herauszufordern. Wie kann man mit dem Publikum kommunizieren, wie es aktivieren oder überraschen? Welche Rolle spielt dabei die soziale Dimension des Kino- oder Festivalbesuchs, welche das Auratische, das Eigenwillige und die erotische Spannung eines Kinos, das sich gleichzeitig vermittelt und dem direkten Zugriff entzieht?