- Ihre Agentur index betreut im Auftrag der Senatswirtschaftsverwaltung die Kampagne log in. berlin. Was ist das Ziel dieser Kampagne?
- Berlin ist Startup-City, das weiß im Moment jeder, den es betrifft. Aber dass die Berliner IT-Wirtschaft insgesamt herausragend ist und ganz besondere Stärken hat, dafür gibt es national und international noch Wissensbedarf. Hier setzt die Marketing-Kampagne „log in. berlin.“ an. Sie macht Entscheider, Fachkräfte und Investoren neugierig auf Berlin als aufregenden und innovativen Standort der Digitalwirtschaft. Sie erzählt Geschichten rund um die Stadt als Hotspot der Digitalisierung. Das stärkt die Unternehmen vor Ort und den Standort.
- Manche Digitalbranchen klagen über massiven Fachkräftemangel. Der Markt an IT Experten scheint leergefegt. Welche Lösungen bietet hier log in. berlin?
- Die Kampagne verschafft Jobangeboten der Unternehmen, die Partner der Kampagne sind, über die Kampagnenwebsite und zusätzliche Aktionen größere Aufmerksamkeit. Letztes Jahr gab es eine Veranstaltung der Kampagne, bei der Recruiting-Experten berichtet haben, welche innovativen Ansätze sie speziell in der Gewinnung von IT-Fachleuten nutzen. Bei dieser Veranstaltung wie auch sonst arbeitet login. berlin. mit den Spezialisten zum Thema von Berlin Partner zusammen.
- Ihre aktuelle Studie von index Research kritisiert die Karrierewebseiten von IT-Unternehmen. Was sind die Ergebnisse der Studie? Welche einfachen Lösungen geben Sie den Personalern der IT-Unternehmen?
- Oft fehlen aktuelle Informationen oder die Möglichkeit, unkompliziert Kontakt zum Unternehmen aufzunehmen. Mein Tipp für die Personaler: Die Karrierewebsite ist extrem wichtig für das Recruiting, sie sollte so ernst genommen werden wie ein Web-Shop oder die Unternehmens-Homepage. Also genau schauen, was die Zielgruppen interessiert. Das knapp und schön und multimedial aufbereiten. Und die Konversion beachten: Finde ich das passende Jobangebot? Kann ich mich ganz einfach auf eine Stelle bewerben? Ganz grundsätzlich gilt es, die Perspektive auf den Kopf zu stellen: Das Unternehmen bewirbt sich genauso beim Bewerber, wie der Bewerber oder die Bewerberin beim Unternehmen.
- Frau Berge, beurteilen Sie die Digitalisierung als Treiber des Fachkräftemangels? Oder als Lösung?
- Da gibt es viele Facetten. Damit Unternehmen oder der öffentliche Bereich sich digitalisieren können, braucht man Menschen, die das Thema beherrschen. Davon gibt es aktuell nicht genug. Es wäre auch überraschend, wenn es anders wäre. Denn das Thema entwickelt sich so schnell, dass die Gesellschaft mit der Wissensaufbereitung und der Überführung in Ausbildungs- und Studiengänge kaum hinterherkommt. So betrachtet schafft die Digitalisierung einen Fachkräftemangel.
- Auf der anderen Seite können wir in manchen Bereichen, in denen Arbeitskräfte fehlen oder in denen die Arbeit ungesund oder unangenehm ist, mit digital ermöglichten Automatisierungen dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Aber nicht alles lässt sich digital automatisieren. Dem Fachkräftemangel gilt es daher auch auf anderen Wegen beizukommen – und da gibt es viele.
- Sie sind seit 21 Jahren im Unternehmen index, waren erst Beraterin, dann Partnerin, jetzt Agenturleiterin. Was ist Ihr Karriereratschlag für Medien- und IT-Experten frisch von der Uni: Sich in einem Unternehmen hocharbeiten oder den Arbeitgeber häufiger wechseln, um so möglichst vielfältige, unterschiedliche Erfahrungen zu sammeln?
- Beides kann ein glücklicher und inspirierender Weg sein. Wer in der Kommunikationsbranche arbeitet, macht jeden Tag neue Erfahrungen, denn die Arbeit ist unwahrscheinlich abwechslungsreich. Durch die Internetrevolution des Marketings musste man zudem in den letzten Jahren das gesamte Handwerkszeug neu denken. Wo man das macht, ist schon fast egal. Hauptsache, man stellt sich der Veränderung. Das wird sicher in den nächsten Jahren so bleiben.
Datum: 29.03.2017