- Herr Hippeli, Sie haben eine kostenlose telefonische Sprechstunde für Unternehmen eingerichtet, denn seit der großflächigen Verlagerung der Arbeitsorte ins Homeoffice ergeben sich für Arbeitgeber*innen vielfältige Fragestellungen. Bei welchen Themen können Sie Führungskräften derzeit hilfreich sein? Und wie sind Sie als Unternehmen selbst mit den Veränderungen bislang umgegangen?
- Unternehmen begründen eine Ablehnung von Homeoffice oft mit Technik oder Prozessen. Dies bestimmt daher auch die öffentliche Debatte. Dabei sind das oft relativ einfach lösbare Probleme.
- In unseren Gesprächen mit Kunden und im Netzwerk zeigt sich ein anderes Thema als größerer Blocker: Führungskräfte haben vielfach Angst vor Kontrollverlust. Das wird verständlicherweise nicht öffentlich thematisiert. Oft genug gibt es niemanden, mit dem sie über solche Fragen reden können: Werden meine Mitarbeiter*innen im Homeoffice überhaupt arbeiten? Wie stelle ich die Zusammenarbeit sicher? Wie bekomme ich mit, wenn irgendetwas schiefgeht? Wie bin ich Führungskraft, wenn ich meine Leute nicht mehr sehen kann? Wie stelle ich Arbeitsergebnisse sicher? Für solche Fragen haben wir unser vertrauliches Angebot für Führungskräfte, Unternehmer*innen und Entscheider*innen. Um Antworten zu geben, die sie sonst nicht bekommen, Ängste zu nehmen und Lösungswege aufzuzeigen.
- Wir selbst sind seit Anfang März 2020 komplett im Homeoffice – was problemlos läuft. Um unsere Kultur zu erhalten, haben wir viel ausprobiert. Mittlerweile wissen wir durch die Erfahrung bei uns und bei unseren Kunden, worauf es ankommt, was gut und was weniger gut funktioniert. An der Hotline sitzen unsere Coaches, die nicht nur die Praxis kennen, sondern neben den psychologischen und systemischen Effekten dahinter auch die Probleme der Führungskräfte verstehen und ihre Fragen beantworten können.
- Unternehmen begründen eine Ablehnung von Homeoffice oft mit Technik oder Prozessen. Dies bestimmt daher auch die öffentliche Debatte. Dabei sind das oft relativ einfach lösbare Probleme.
- In Ihrem Unternehmen arbeiten ja viele Expert*innen für die Bereiche Agilität / Neues Arbeiten und Sie entwickeln bei Leanovate auch selbst in Projektteams Software für Ihre Kunden. Wie funktioniert Agilität in der Krise und wie führt man sein Personal in und durch Homeoffice-Zeiten?
- Agilität ist die Fähigkeit, routiniert und pragmatisch auf Veränderung zu reagieren. So gesehen ist die Corona-Pandemie ein weltweites Großexperiment in Sachen Agilität. Interessant dabei: Viele Firmen, insbesondere kleine, die das Wort „Agilität“ noch nie gehört haben, erweisen sich als sehr resilient und anpassungsfähig. Andere hingegen eher als starr und unflexibel. Die Schlüssel zum Erfolg sind Transparenz, Vertrauen, Alignment, Veränderungsfähigkeit und bewusstes Risikomanagement. Wer bei Produkten, Arbeitsweisen und Prozessen auf Althergebrachtem beharrt, wird scheitern. Die Krise ist ein Katalysator für Unternehmenskultur – sie zeigt, wie gut die Kultur wirklich ist und wie resilient die Organisation.
- Die wirtschaftliche aber auch die emotionale Situation zu managen sind Führungsaufgaben. Führung in der Krise heißt, den Mitarbeiter*innen Sicherheit und Unterstützung zu geben, selbst aber Unsicherheit zu akzeptieren und zu managen. Z.B. hilft es, sehr großzügig zu sein bei Arbeitszeitregelungen für Eltern. Es braucht Rituale zum Informationsaustausch und Verabredungen, wie die Arbeit funktioniert, sowie Transparenz über die jeweils aktuelle Lage. Entsprechend gut muss die Kommunikation untereinander funktionieren. Viel Geduld und Verständnis, aber klare Aussagen über die jeweiligen Notwendigkeiten und Entscheidungen. Eine Krise kann Organisationen zusammenschweißen und auf ein höheres Level führen oder sie kann sie zerstören – eine Frage der Kultur und der Führung.
- Agilität ist die Fähigkeit, routiniert und pragmatisch auf Veränderung zu reagieren. So gesehen ist die Corona-Pandemie ein weltweites Großexperiment in Sachen Agilität. Interessant dabei: Viele Firmen, insbesondere kleine, die das Wort „Agilität“ noch nie gehört haben, erweisen sich als sehr resilient und anpassungsfähig. Andere hingegen eher als starr und unflexibel. Die Schlüssel zum Erfolg sind Transparenz, Vertrauen, Alignment, Veränderungsfähigkeit und bewusstes Risikomanagement. Wer bei Produkten, Arbeitsweisen und Prozessen auf Althergebrachtem beharrt, wird scheitern. Die Krise ist ein Katalysator für Unternehmenskultur – sie zeigt, wie gut die Kultur wirklich ist und wie resilient die Organisation.
- Wie werden sich die Arbeitsort- und Arbeitszeitflexibilität, die durch die Corona-Krise massiv beschleunigt wurden, in den kommenden Jahren entwickeln? Welche Grenzen gibt es, welche längst überfälligen Schritte? Ist auch die Politik gefragt?
- Ich gehe davon aus, dass viele Unternehmen das zentrale Büro als festen Arbeitsort hinterfragen werden. Viele Firmen werden Hybridmodelle nutzen, mit vielleicht nur ein oder zwei Tagen im Office. „Fully remote“ wollen die wenigsten – Arbeitnehmer*innen wie Arbeitgeber*innen. Aber alle haben gelernt, dass remote zu arbeiten problemlos funktioniert und Vorteile für beide Seiten bieten kann.
- Dennoch: Sich ab und zu mal wirklich zu sehen halte ich für sehr relevant für den dauerhaften Zusammenhalt. Eine Herausforderung im Homeoffice ist z.B. die Ergonomie: Nicht jede*r hat den Platz zu Hause für einen ergonomischen Arbeitsplatz. Der Arbeitgeber ist jedoch gesetzlich verantwortlich, dass Arbeitnehmer*innen auch im Homeoffice der Bildschirmarbeitsplatzverordnung folgen – verständlicherweise darf er oder sie das aber nicht überprüfen. Das schafft Unsicherheit. Dabei stehen Investitionen an, z.B. in Kommunikationstechnik, Möbel oder Software.
- Digitalisierung macht mittlerweile Vieles möglich, was vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Das bietet Vorteile für Unternehmen wie auch für Arbeitnehmer*innen. Die aktuellen gesetzlichen Regelungen sind hier vielfach überholt, praxisfern und nicht lebbar. Das fängt schon mit so einfachen Dingen wie der steuerlichen Absetzbarkeit eines privaten Arbeitszimmers an. In der Krise wird Vieles toleriert, was auf die Dauer so nicht funktioniert oder nicht gesetzeskonform ist. Hier ist die Politik dringend gefragt, einen Rahmen zu schaffen, der unser Land zukunftsfähig macht.
- Ich gehe davon aus, dass viele Unternehmen das zentrale Büro als festen Arbeitsort hinterfragen werden. Viele Firmen werden Hybridmodelle nutzen, mit vielleicht nur ein oder zwei Tagen im Office. „Fully remote“ wollen die wenigsten – Arbeitnehmer*innen wie Arbeitgeber*innen. Aber alle haben gelernt, dass remote zu arbeiten problemlos funktioniert und Vorteile für beide Seiten bieten kann.
Februar 2021