1. Herr Heilmann, Sie können Alles. Auch Hochdeutsch! Die Werbekampagne für das Land Baden-Württemberg „Wir können Alles. Außer Hochdeutsch“ ist landauf, landab bekannt und ein Jahr älter als das media.net. Auch die Kampagne für die FAZ “Dahinter steckt immer ein kluger Kopf” stammt aus der Feder von Scholz&Friends. Damals, 1995, waren Sie Chef der Freunde. Heute sind Sie Kampagnenchef der CDU Berlin. Gibt es Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede in der Werbung für eine Zeitung, ein Bundesland, Modehaus, Automobilhersteller, Elektromarktkette und einer Partei?
    • Parteien und Verwaltungen haben viel weniger Geld für Werbung … Es gibt einen noch fundamentaleren Unterschied: die professionelle Kommunikation bestimmt meistens das Bild eines Produktes. Medien berichten wenig, es sei denn es gibt einen Skandal. In meinem jetzigen Beruf ist es anders. Selbst in Wahlkampfzeiten ist die Kampagne weniger wichtig als die Debatte über die jeweilige Sache oder die Person. Werbung spielt heute für meinen Beruf nur eine Nebenrolle – auch die Wahlwerbung.
  2. Vor 15 Jahren haben Sie mit 20 weiteren Unternehmern und Unternehmerinnen das media.net gegründet, viele Jahre waren Sie im Vorstand des Vereins. Welche media.net Erfahrungen haben Sie in Ihre Arbeit als Justizsenator und stellvertretender CDU-Landesvorsitzenden mitgenommen?
    • Auf den Erfolg von media.net bin auch ich ein wenig stolz. Vernetzung von Vielfalt und Erfahrung ist grundsätzlich eine gute Sache. media.net hat viel Überzeugungsarbeit geleistet. Das funktioniert auch außerhalb der Medienwelt und das praktiziere ich natürlich auch heute stark.
  3. Die digitale Transformation verändert praktisch alle Lebensbereiche, sie fordert Justiz, Wirtschaft, Bildung, unsere Gesellschaft heraus. Mit 16 sind Sie in die CDU eingetreten, Sie engagieren sich ehrenamtlich bei der Kinderhilfsorganisation „Save the Children“ Deutschland, waren im Aufsichtsrat von betterplace – einer Online-Spendenplattform, die digitale Technologien für das Gemeinwohl einsetzt – sind Vater von vier Söhnen. Was geben Sie einer/m 16-jährigen Digital Native als Wegweiser mit?
    • Ja, die Digitalisierung hat die Welt verändert und fordert uns heraus. Sie hat das Leben für viele Menschen nachweislich besser gemacht. Und ja, sie hat auch finstere Seiten, wenn man sieht, wie Darknet und Co Verbrechern in die Hände spielen oder Populisten wie die AfD mit den sozialen Medien ihre stumpfen Parolen erst richtig verbreiten können. Aber Digitalisierung ist kein Wert an sich, sondern eine Art Fortbewegungs- oder Produktionsmittel. So wie die Erfindung des Buchdrucks oder des Verbrennungsmotors. Deshalb wäre mein Ratschlag an einen 16-jährigen Digital Native im Wesentlichen der Gleiche wie an einen 16-jährigen vor 30 Jahren: Bleib neugierig, bleib in Bewegung, denk bei jeder Entscheidung die Dinge vom Ende her. Und lass Dich nicht beirren von Menschen, die behaupten: Das geht nicht, weil wir das noch nie so gemacht haben oder weil wir das schon immer anders gemacht haben. Die Leute trifft man immer wieder im Leben, sowohl in der analogen als auch in der digitalen Welt. Noch eine Gemeinsamkeit.
  4. Zum Abschluss heute ausnahmsweise eine vierte Frage: Von Jürgen Scholz, Ihrem Mitgründer von Scholz & Friends gibt es folgenden Satz: „Es ist eine echte Vision. Nennen wir sie Freundschaft, nennen wir sie Aufrichtigkeit, nennen wir sie Respekt, nennen wir sie Vertrauen, nennen wir sie Liebe. Im Umgang mit unseren Kunden, den Verbrauchern und unseren Mitarbeitern.“ Existieren solche überdauernden Metawerte auch bei Ihnen?
    • Diese sogenannte Friends-Kultur hat mich viele Jahre geprägt. Ich versuche, mich heute auch an diesen Werten zu orientieren.

 

Datum: 02.09.2016