- Wir freuen uns sehr, dass die Jugendberufsagentur in diesem Jahr Teil des PEOPLE & CULTURE sein wird. Was bietet diese den jungen Menschen an – in Ihren Einrichtungen und beim Festival?
- Seit fast 10 Jahren berät und unterstützt die Jugendberufsagentur unter dem Motto “Weil deine Zukunft zählt” junge Menschen in jedem der 12 Berliner Bezirke dabei, die passende Ausbildung oder das geeignete Studium zu finden. Dabei arbeiten Expertinnen und Experten der Agenturen für Arbeit, der Jobcenter, der Jugendhilfe und der beruflichen Schulen eng und partnerschaftlich unter einem Dach zusammen und bieten gemeinsame Beratungen und Lösungen für junge Menschen an. Die Jugendberufsagentur ist täglich geöffnet und an 35 Stunden pro Woche auch ohne Termin regional vor Ort erreichbar. Junge Menschen, deren Eltern, Familien oder auch sogar Lehrkräfte können mit ihrem Anliegen jederzeit eine sofortige und kompetente Beratung erhalten.
- Bereits in der Schule erreichen wir die Jugendlichen und begleiten sie auf dem weiteren Weg. Jede Schule in Berlin hat eine*n festen Berufsberater*in der Agentur für Arbeit, die oder der ganzjährig vor Ort Berufsorientierung, Beratung und individuelle Unterstützung anbietet. Die individuellen Bedürfnisse und Fertigkeiten der jungen Menschen stehen dabei immer im Vordergrund.
- Wir ermitteln gründlich, welche beruflichen Zukunftsperspektiven zu den individuellen Möglichkeiten passen oder welche Ausbildungs- oder Qualifizierungsangebote notwendig und sinnvoll sind. Dadurch entwickeln wir passgenaue Lösungen für einen erfolgreichen Start in die berufliche Zukunft. Auch bei unterschiedlichen Problemen wie Sorgen, Krisen in der Familie, Sucht oder Schulden haben wir die richtigen Ansprechpartner*innen.
- Was sind grundsätzlich die größten Herausforderungen, vor denen junge Menschen stehen, die den Übergang in die Berufswelt bewerkstelligen wollen?
- Es gibt heutzutage eine Vielzahl an Informationen, Plattformen und Angeboten zur beruflichen Orientierung und Beratung. Aber die Entscheidung für die eigene Zukunft ist gar nicht so einfach. Mediale Darstellungen von Berufsbildern entsprechen nicht immer der Realität. Manche sind überspitzt, so z.B. die Designerin in der TV-Serie oder der IT-Spezialist, manche tauchen erst gar nicht auf, wie z.B. die vielfältigen Berufe des Handwerks oder in der Pflege. Influencer*innen beeinflussen die Wahrnehmung der jungen Menschen immer stärker.
- Aus der Praxis heraus erfahren wir zudem täglich, dass es essenziell für die jungen Menschen ist, ein Gefühl für einen Beruf, eine Firma und die Kolleginnen und Kollegen zu bekommen. Oft liegen gar keine Vorstellungen vor oder ein Berufsbild ist noch viel zu abstrakt und die Berührungsängste sind groß. Umso wichtiger ist es, eigene praktische Erfahrungen zu sammeln, Praktikumsmöglichkeiten zu nutzen, bei Veranstaltungen mit Unternehmen ins Gespräch zu kommen oder sich mit anderen Azubis auszutauschen. Der direkte Kontakt zu Arbeitgebenden ist oft eine wichtige Voraussetzung, sich eine Ausbildung auch zuzutrauen, wenn beispielsweise die schulischen Leistungen nicht ganz so stark sind. Wir stellen auch fest, dass das Durchhaltevermögen der jungen Menschen stärker ist, wenn sie den Beruf und seine Anforderungen vor Ausbildungsbeginn kennenlernen konnten; so lassen sich Abbrüche vermeiden.
- Die eigenen Stärken zu erkennen und auf ein geeignetes Berufsbild oder Studium zu übertragen, ist ein Unterstützungsangebot der Jugendberufsagentur. Dabei setzen wir auf eine enge Zusammenarbeit mit Arbeitgebenden und bieten vielfältige Veranstaltungen, Messen und Kontaktbörsen an, um sich zu informieren, sich miteinander auszutauschen und den eigenen Weg zu finden. Mit verschiedenen Maßnahmen und Unterstützungen können auch individuelle Übergänge begleitet werden. Durch diese langfristige Begleitung machen wir bei Rückschlägen Mut oder entwickeln gemeinsam Antworten, wenn sich während der Ausbildung oder des Studiums neue Fragen oder Probleme ergeben.
- Das Thema “Künstliche Intelligenz” beschäftigt derzeit die Arbeitswelt. Wie nehmen junge Menschen diese rasanten Entwicklungen wahr – eher mit Sorge oder Neugier? Und gibt es bereits ausreichend Bildungsangebote, um den sich verändernden Jobprofilen Rechnung zu tragen?
- Junge Menschen wachsen, mitunter anders als die Elterngeneration, neugierig und unvoreingenommen mit den rasanten technischen Entwicklungen wie z.B. Handy, Konsolen, Streaming, Social Media oder Google auf und nehmen KI oft als selbstverständlich wahr. Wichtig sind hier die eigene Reflexion und der gute Umgang mit den Möglichkeiten. Nicht alles, was die KI bietet, kann 1:1 in die Realität übertragen werden.
- Doch die alleinige Nutzung eines Handys liefert noch keine ausreichende digitale Kompetenz. Digitale Kompetenz und der mögliche Einsatz, z.B. in Bezug auf Datenschutz oder Verlässlichkeit einer Quelle, müssen bereits in der Schule und im Elternhaus trainiert und begleitet werden. Essenziell ist es auch, weiterhin die telefonische und persönliche Kommunikation mit anderen zu üben und zu beherrschen.
- Bei der Erstellung eines Bewerbungsanschreibens kann die KI gute Ideen liefern, die durch das richtige Prompten auch sehr gut individualisiert werden können. Die neuen Zukunftskompetenzen zeichnen sich dadurch aus, zu hinterfragen und sich immer wieder neu auf sich ändernde Anforderungen einzustellen. Offenheit für Veränderungen, Eigenverantwortung und ein gutes Beurteilungsvermögen sind hier beispielhaft zu nennen. Mit diesen Kompetenzen gelingt auch eine gute Anpassung an die anstehenden Veränderungen bei Ausbildungsberufen und im Arbeitsmarkt. Soweit unsere Erfahrung aus der täglichen Praxis.
Oktober 2024