- 15 Jahre Medienwandel im media:net, 13 Jahre im rbb: Vor 13 Jahren ist der Rundfunk Berlin-Brandenburg aus der Fusion des SFB und ORB entstanden. Hat der rbb den Wandel zu einem Digitalunternehmen geschafft?
- Der rbb hatte eine multimediale Programmdirektion etabliert, als das in anderen Häusern noch Wunschträume waren. Und bis heute ist der rbb in Sachen multimediale Strukturen deutlich fortschrittlicher als andere ARD-Anstalten. Wer regionale Informationen sucht, findet sie bei uns nicht mehr nur im Fernsehen und im Radio, sondern auch im Netz, mobil und in den Sozialen Medien. Gerade das jüngere Publikum erreichen wir über unsere Digitalangebote wie rbb24. Außerdem planen wir ein neues Wirtschafts- und Verbrauchermagazin, das multimedial werden soll, das heißt es wird online starten und dann ins lineare Fernsehen wandern. Ich kann mir auch vorstellen, das Netz als eine Spielwiese für weitere junge Formate mit neuen Produktionsmethoden zu nutzen. Am neuen Online-Jugendangebot “Funk” von ARD und ZDF beteiligt sich der rbb ja schon, mit dem Snapchat-Newskanal “Hochkant” und dem Youtube-Format “Auf einen Kaffee mit Moritz Neumeier”; demnächst kommt noch ein weiteres Format dazu.
- Gerade 100 Tage sind Sie Intendantin des Senders, haben die Arbeitsgruppe @gil eingerichtet. Was wird für uns Zuschauer alles neu? Was bleibt?
- Das rbb Fernsehen leidet unter mangelnder Akzeptanz. Das wollen wir ändern. Das Programm soll relevant werden, facettenreich, mutig, kantig, unterhaltsam, wahrnehmbarer. Deswegen haben wir eine Reform des Fernsehens begonnen, die auf zwei Jahre angelegt ist und praktisch keinen Sendeplatz unberührt lässt. Wir setzen konsequent auf den Hauptabend und wollen dort deutlich mehr eigenes Programm anbieten. Zwei Sendungen werden komplett neu produziert. Eine ist das Verbrauchermagazin am Montagabend. Die bisherige Sendung “was!” soll darin aufgehen. Am Donnerstagabend startet im Frühjahr ein Format mit gesellschaftspolitischen Themen, gern auch mit einem satirischen Blick. Außerdem wünsche ich mir einen festen Sendeplatz für Doku-Serien. Die Nachmittagsshow “RBB um 4” sowie die Formate mit Max Moor und Bettina Rust werden leider entfallen müssen ebenso das Magazin “Klartext”. Dafür stärkt der rbb für die investigative Berichterstattung seinen multimedialen Reporterpool und in der ARD das rbb-Magazin “Kontraste”. Unser regionales Geschichtsmagazin “Theodor” läuft bisher am Sonntagvorabend und wird weiterentwickelt unter dem Titel “Erlebnis Geschichte” und soll im Hauptabend gesendet werden. Vom Wochenende in den Hauptabend wechseln soll auch “Täter – Opfer – Polizei” – ebenfalls nach einer vollständigen Überarbeitung. Der “Sportplatz” wird durch eine neue Sportsendung ersetzt. Das Kulturmagazin “Stilbruch” wird den Kulturbegriff weiter fassen, sich der Popkultur öffnen und in Zukunft auf einem Sendeplatz am Sonntagabend zu finden sein. Die ganze Programmreform ist kein Sprint, sondern ein Marathonlauf mit Boxenstopps, Pannen und sicher auch Irrtümern. Dafür werden 5 Millionen Euro innerhalb des Fernsehens umgeschichtet, 1,7 Millionen Euro sollen zusätzlich ins Programm fließen.
- Fernsehen auf Abruf, der junge Nutzer von heute lässt sich keine Fernsehzeiten für seine Lieblingssendung vorschreiben. Fußballübertragungen mal beiseitegeschoben. Wie werden Sie dem neuen Nutzerverhalten begegnen?
- Die Zukunft liegt im Netz. Aber die TV-Nutzungsdauer ist auch bei jungen Leuten noch immer eher hoch. Wir konzentrieren uns in unserer Programmreform auf die Zeit ab 20 Uhr 15, gerade wegen der Gewohnheiten der Zuschauer; für die Prime-Time gibt es immer noch hohe Erwartungen an das Fernsehangebot. Und auch immer noch das Bedürfnis linear Fernsehen zu schauen. Wer das nicht möchte, der findet unsere Angebote selbstverständlich in der Mediathek, auch das Livestream-Angebot werden wir stärken.
Datum: 21.10.2016