
- Seit einigen Jahren gibt es neue Jobprofile am Film-Set, wie z.B. den Intimicy Coordinator oder den Green Consultant. Jetzt hast du für die Branche einen weiteren wichtigen Bedarf erkannt. Stell uns doch bitte einmal vor, wie DramaCare entstanden ist und welchen Mehrwert dein Unternehmen den Filmschaffenden bietet.
- Sehr gerne. Vor der Gründung von DramaCare habe ich in meiner Privatpraxis für Psycho- und Traumatherapie immer wieder mit Filmschaffenden gearbeitet – vor allem mit Schauspieler*innen. Dabei wurde schnell klar, wie groß die psychischen Belastungen und Herausforderungen in der Branche sind. Da ich sehr lösungsorientiert arbeite, kam mir die Idee, bewährte Methoden aus meiner therapeutischen Praxis so anzupassen, dass sie gezielt im Film- und Theaterkontext unterstützen können.
- Von der ersten Idee bis zur Umsetzung hat es rund vier Jahre gedauert. In dieser Zeit habe ich viel recherchiert und das Konzept weiterentwickelt. Während Mental Health Coordinators in den USA längst fester Bestandteil von Produktionen sind, gab es in Deutschland bisher kein vergleichbares Angebot. Anfang 2023 habe ich deshalb den Schritt gewagt und DramaCare gegründet.
- Heute unterstützen wir als Pionier auf diesem Gebiet Filmschaffende, Medienhäuser und Kulturbetriebe dabei, die psychische Gesundheit ihrer Teams nachhaltig zu stärken. Unser ganzheitliches Angebot von der Vorproduktion bis zur Postproduktion reicht von präventiven Maßnahmen, Beratungen, über Krisenintervention bis hin zur Begleitung am Set. Dabei gehen wir weit über die Rolle einer Vertrauensperson hinaus: Als Mental Health Coordinators bringen wir nicht nur Verständnis und Empathie mit, sondern auch fachliche Expertise und praxisnahe Lösungsansätze. So sorgen wir für ein gesundes, produktives Arbeitsumfeld – und leisten einen spürbaren Beitrag zum Erfolg jeder Produktion.
- Um Kosten einzusparen, werden Dreharbeiten häufig an günstigeren Standorten in Osteuropa realisiert, es werden Drehtage gekürzt etc. Mit welchen Argumenten kannst du Branchenakteure überzeugen, deine Dienste im Budget zu berücksichtigen? Und wie ist das Feedback bisher aus der Branche? Du hast ja sicherlich auf der Berlinale vielen Filmschaffenden von DramaCare erzählt…
- Die Resonanz auf unser Angebot ist durchweg positiv. Egal, ob auf der Berlinale oder anderen Events – sobald ich erzählt habe, was wir mit DramaCare machen, war die erste Reaktion meist: „Wow, toll, dass es das gibt!“, „Eure Arbeit ist so wichtig – kann ich deine Visitenkarte bekommen?“ oder „Warum gab es das nicht schon früher?“ Ich habe bisher niemanden getroffen, der den Nutzen unserer Arbeit infrage gestellt hat. Die Offenheit zeigt, dass das Thema mentale Gesundheit endlich mehr Aufmerksamkeit bekommt – und dass der Bedarf schon lange besteht.
- Natürlich stellt sich oft die Frage nach den Kosten. Unser Ansatz ist jedoch, dass Investitionen in die psychische Gesundheit langfristig Kosten sparen. Ein resilienteres Team arbeitet kreativer, konzentrierter und produktiver. Das führt zu weniger Fehlern, Ausfällen und Zeitverzögerungen – Faktoren, die schnell das Budget sprengen können. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es wichtiger denn je, gute Filmschaffende langfristig zu binden und gesund zu halten. Schließlich stellt auch im Profisport niemand mehr infrage, wie wichtig mentales Training für Höchstleistungen ist – warum also nicht auch in der Filmbranche?
- Besonders bei Pilotprojekten – also, wenn wir erstmals mit einer Produktionsfirma zusammenarbeiten – bieten wir die Möglichkeit, unsere Unterstützung direkt am Set zu erleben und die Vorteile hautnah zu spüren. So entsteht Vertrauen in unseren Mehrwert – und das zahlt sich für jede Produktion aus.
- Auf deiner Website kann man kostenlos einen Quick Risk Scan machen. Worum geht es da genau und weshalb ist dieser kurze Selbsttest so empfehlenswert?
- Der Quick Risk Scan auf unserer Website richtet sich an Produktionsfirmen in der Film- und Fernsehbranche. In nur fünf Minuten liefert er eine erste Einschätzung potenzieller psychischer, organisatorischer und zwischenmenschlicher Risiken – von der Vorproduktion über den Dreh bis zur Postproduktion. Der Test sensibilisiert für Belastungen wie Zeitdruck, Teamkonflikte oder sensible Drehbuchinhalte und zeigt auf, wo Handlungsbedarf besteht.
- Viele Produktionsfirmen arbeiten seit Jahren in einem herausfordernden Umfeld und erkennen Risiken oft nicht mehr. Eine gewisse Betriebsblindheit ist keine Seltenheit. Genau hier setzt der Quick Risk Scan an: Durch frühzeitiges Erkennen von Stressfaktoren lassen sich Ausfälle, Fehler und Verzögerungen minimieren. Besonders bei sensiblen Themen wie Gewalt, Missbrauch oder intimen Szenen empfiehlt DramaCare den Einsatz eines Mental Health Coordinators. Der Test liefert eine Risikoeinstufung von gering bis kritisch. Ab einem mittleren Risiko empfiehlt sich ein Beratungsgespräch. Derzeit wird der Test auch für den Dokumentar- und Animationsbereich angepasst.
- Abschließend möchte ich betonen: DramaCare GmbH steht für eine Filmbranche, in der Höchstleistungen nicht auf Kosten der psychischen Gesundheit gehen. Ob durch den Quick Risk Scan, präventive Workshops oder die Begleitung eines Mental Health Coordinators – wir bieten Lösungen, die den Erfolg jeder Produktion fördern. Für eine nachhaltigere und menschlichere Arbeitswelt.
März 2025
© Falk Luserke
Psychische Gesundheit für Film, Fernsehen, Medien & Kultur
Profil von DramaCare GmbH
015170600395
kontakt@dramacare.de
https://www.dramacare.de