1. Das media.net wird im Herbst 15, Exozet feiert im Sommer sein 20-jähriges Bestehen. Herr Zahn, Ihr Unternehmen ist ein wichtiger Treiber, Gestalter und prägender Akteur der digitalen Transformation. Stand das so in Ihren Gründungszielen? Vom Digitalen Wandel hat 1996 noch kaum jemand geredet. Wie sah Ihre Startup-Phase aus?
    • Wir waren eine kleine Internet-Agentur und haben Websites und CD-ROMs programmiert. Digitale Transformation war damals noch kein beherrschendes Thema. Das war ein bisschen ein Spielplatz, auf dem wir uns ausprobierten konnten. Aber es hat sich ein Markt entwickelt, und der ist gewachsen – mit den entsprechenden Bedürfnissen und Nachfragen.
    • Und wir sind mit ihm gewachsen und haben uns dabei immer wieder selbst erfunden. Nur, weil wir den Digitalen Wandel selbst leben und immer gelebt haben, konnten wir über zwei Jahrzehnte hinweg erfolgreich sein.
    • Unser Business steht für Innovation. Wir beschäftigen uns vom ersten Tag an mit disruptiven Geschäftsmodellen. Heute beraten wir Firmen, wie sie selbst zum Gewinner der Digitalen Revolution werden. Und wir entwickeln Lösungen, die ein Kunde selbst nicht entwickeln kann und unterstützen ihn dann bei der Vermarktung seiner digitalen Angebote. Damit decken wir für unsere Kunden den relevanten Teil der digitalen Wertschöpfung ab: das beginnt mit der gemeinsamen Entwicklung einer Digital-Strategie, oft verbunden mit einem Marken-Prozess, und geht dann über die technische Umsetzung bis zum Marketing.
    • Die hohe Taktzahl unserer Projekte und die Vielfalt unserer Kunden wirkt für uns dabei wie ein zusätzlicher Turbo für Innovation. Wir sind seit zwanzig Jahren am Markt, aber wir pflegen immer noch unsere Startup-Mentalität mit flachen Hierarchien, offenen Türen und gemeinsamen Aktivitäten. Wir glauben an langfristige Beziehungen, zu unseren Kunden wie zu unseren Mitarbeitern. Die müssen wir pflegen und entwickeln, das geht nur nachhaltig.
  2. Mit dem transmedialen Krimi „Dina Foxx – Tödlicher Kontakt“ – einer Gemeinschaftsproduktion von ZDF, Ufa und Exozet – haben Sie im letzten Jahr den International Digital Emmy Award geholt. Gratulation! Was genau ist ein transmedialer Krimi? Kann ich mir den auch offline anschauen und wird es davon noch mehr Produktionen, auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern, geben?
    • Ohne angeben zu wollen: Gleich vier Mal wurde „Dina Foxx – Tödlicher Kontakt“ 2015 ausgezeichnet. Der Krimi gewann im Bereich ‚Fiction’ den International Digital Emmy Award, dann gab es Auszeichnungen als ‚Outstanding Achievement’ bei den Interactive Media Awards in New York, bei den 36. Telly Awards in New York im Bereich ‘Entertainment’ und schließlich beim Banff World Media Festival in Kanada. Das macht schon ein bisschen stolz.
    • Dina Foxx war ein Experiment, ein gelungenes. Neben der zweiteiligen Sendung im TV gab es im Internet 360-Grad-Videos, zusätzliche Online-Folgen sowie ein Spiel. Der Krimi war über verschiedene Medien zu erleben – also transmedial. Ein Wagnis für das ZDF, das sich gelohnt hat. Ich bin sicher, Sender und Produzenten besitzen genug Weitsicht, um weiterhin Neues auszuprobieren.
    • Die Auszeichnungen zeigen: Das mediale Konsumverhalten verändert sich durch den Digitalen Wandel zusehends und ermöglicht – oder fordert sogar – neue Arten des Storytellings. Es gab eine Zeit, da war der Fernsehschirm der allgemeine und einzige Fluchtpunkt in den Wohnzimmern. Der Content wurde von den Sendeanstalten bestimmt und der Zuschauer konnte nur hinsehen oder ausschalten. Heute konkurrieren Immer mehr Formate und Kanäle um die begrenzte Zeit der Nutzer. Nur Projekte, die dies berücksichtigen, werden auch in Zukunft die notwendige Aufmerksamkeit generieren. Transmedialität ist hier ein valider Ansatz, der hilft, Geschichten anders zu erzählen und neue Zielgruppen zu gewinnen.
  3. Die Zukunft von Exozet spielt wo? In der Matrix? Herr Zahn, wie sehen Sie die Zukunft der Medien?
    • Ich glaube, wir müssen keine Pille schlucken, um die Wahrheit hinter der scheinbaren Realität zu erkennen. Schon heute beteiligt sich jeder einzelne von uns immer stärker an der Gestaltung von Content. Damit definieren wir Realität in immer größerem Umfang selbst. Neben diesem User Generated Content werden professionelle Inhalte ihren Stellenwert behalten – allerdings geprägt von neuen Darstellungsformen und Kanälen, die durch Technologien definiert werden.
    • Journalisten können die immer einfacher und schneller werdende Technik für ihre Aufgaben nutzen und haben ein komplettes Produktionsstudio auf dem Smartphone in der Hand. Sie können dann überall, wo sie sind, direkt selbst entscheiden, wie sie vorgehen – bis hin zur adhoc-Live-Übertragung. Der User verfolgt das mobil, auf seinem Desktop, Smart-TV oder über eine VR-Brille. Die klassische Web-Nutzung im Browser geht dabei weiter zurück, mobile bleibt stark mit zusätzlichem Potenzial, und Virtual Reality wird wachsen.
    • Übrigens: Um der wachsenden Bedeutung von VR gerecht zu werden, haben wir mit Initiativen aus Potsdam und Berlin den “Virtual Reality e.V. Berlin-Brandenburg” gegründet. Damit wollen wir den Standort auch in diesem Bereich international wettbewerbsfähig positionieren. Da wird noch einiges passieren, glauben Sie mir!

 

Datum: 24.06.2016