- Frau Staib, mit „go international“ fördert die Senatswirtschaftsverwaltung die Internationalisierung von Berliner Unternehmen. Welche Vorteile bringt das dem Standort Berlin?
- Wir bemühen uns, innovative KMUs bei der Erschließung neuer Märkte, beim Zugang zu internationalen Konsortien oder beim Aufbau von internationalen Technologiekooperationen zu unterstützen. Die Erfahrung zeigt, dass insbesondere kleine Unternehmen hierbei für sich große Hürden sehen. Sie verfügen selten über die Ressourcen, gezielt neue regionale Märkte zu screenen und geeignete Maßnahmen und Kontakte für ihr Unternehmen zu identifizieren. Ebenso fehlt oft das fremdsprachige Personal oder konkrete Markteintrittsinformationen. Indem die Förderangebote von “go international” Unternehmen über diese Hürde begleiten, tragen sie dazu bei, die internationale Kompetenz in den Unternehmen zu erhöhen und sie sichtbarer und wettbewerbsfähiger zu machen. In sehr vielen Vernetzungsaktivitäten führt dies auch zu einer Markterweiterung sowie zur Ausweitung der internationalen Kompetenz des Personals. Dies stärkt die Berliner Wirtschaft insgesamt.
- Am Beispiel Polen zeigt sich, dass durch eine intensive Begleitung des Engagements Berliner Unternehmen Polen in seiner Bedeutung als Handelspartner für Berlin in den letzten 8 Jahren kontinuierlich gestiegen ist und Polen heute hinter den USA an 2-Stelle der strategisch wichtigsten Zielregionen für Außenhandel für Berlin liegt. Viele Fachkräfte gerade auch im Bereich Informatik werden in Polen gefunden und viele Entwicklungsaufträge im Bereich angewandter Forschung werden in Polen bei dortigen Einrichtungen beauftragt.
- Mit Programmen wie Berlin meets Poland, BerlinBalticNordic.net und dem Netzwerk Oder-Partnerschaft haben Sie besonders die nord-östlichen Nachbarn im Blick. Welche Potenziale haben gerade diese Regionen für die Berliner Medien und Kreativunternehmen?
- Diese Märkte sind zum Einen sehr nahe Märkte, dies ist in jedem Fall ein Vorteil für die Berliner Unternehmen. Es sind dynamisch wachsende Märkte mit einer vergleichsweise jungen Bevölkerung. Im Bereich Kreativwirtschaft gibt es ein interessantes Umfeld für die Nachfrage nach kreativen Dienstleistungen, vor allem im Bereich der Produkt- und Markenentwicklung. Aber auch die handwerklichen und industriellen Produktionsstandorte sind z.B. für Branchen wie die Modeindustrie von großer Bedeutung.
- Am Beispiel der Spiele-Industrie muss man sehen, dass es die am schnellsten wachsende Branche in der nordischen Region ist. Estland ist dabei vor allem unter dem Aspekt Fachkräfte interessant. Außerdem ermöglicht der Aufbau einer strategischen Partnerschaft mit der Nordic-Baltic Region unter strategisch-außenwirtschaftlicher Betrachtung einen wirtschaftlichen Mehrwert für Berlin. Dies sind alles unterschiedliche Facetten, allen gemeinsam ist aber, dass beide Seiten immer einen wirtschaftlichen Mehrwert von der Zusammenarbeit haben müssen.
- Häufig hören wir, dass staatliche Förderungen gerade für KMUs sehr aufwendig in Beantragung und Auflagen seien. Frau Staib, wie funktioniert „go international“? Gibt es Erfolgsgeschichten?
- Die Unternehmen wählen zwischen verschiedenen Förderangeboten, je nachdem in welcher Phase sich ihr Unternehmen befindet. Es geht vom Coaching über eine Messebeteiligung bis hin zu einer mehrjährigen Teilnahme an Vernetzungsaktivitäten und Marktsondierungen. Da die Förderung auf EU-Strukturfonds- und Landesmitteln basiert, lässt sich ein gewisses Maß an Formalismus und Bürokratie nicht vermeiden. Wir sind jedoch bemüht, dies in Grenzen zu halten. Das Videointerview mit Kilian Eckle, Geschäftsführer von Tic Tap Toe [Hinweis der Redaktion: einem media.net:catapult Absolventen 2014/15] zeigt bespielhaft eine Berliner „go international“ Erfolgsgeschichte.
Datum: 22.07.2016