Rückschau von Max Duhr
Von der “wachsenden Stadt” Berlin zu sprechen, ist längst nicht mehr nur eine Floskel, auch keine unbegründete Behauptung mehr, sondern basiert auf beeindruckenden Zahlen: Sollten nach der aktuellen Bevölkerungsprognose bis 2030 rund 250.000 weitere Menschen nach Berlin ziehen, zeigt das derzeitige Wachstum, dass diese Zahl bereits 2019 erreicht werden kann. Es ist eine Art Wachstum, die vor allem Stadtentwicklungs- und Umweltsenator Andreas Geisel umtreibt, bedeutet Zuzug doch auch: Wohnraummangel, Verdrängung, Freiflächenschwund.
Andreas Geisel (*1. März 1966), von 2011-2014 Bezirksbürgermeister in Berlin-Lichtenberg, folgte im Dezember 2014 dem heutigen Regierenden Bürgermeister Michael Müller – zu Gast beim Politischen Morgen am 25. November – auf den Posten des Stadtentwicklungssenators. In dieser Funktion setzt er sich dafür ein, dem enormen Druck der wachsenden Stadt ein höheres politisches Tempo bei Entscheidungen über Bauvorhaben, v.a. im Sinne von bezahlbarem Wohnraum, entgegenzusetzen. Um Frei- und Grünflächen zu erhalten, müsse in Berlin aber auch endlich dichter bebaut werden, so Geisel. Deshalb wird sich gerade länderübergreifend für eine Änderung des Planungsrechts in großen Städten eingesetzt.
Um der Verdrängung von alternativen und kulturellen Orten der Stadt, wie eben der lebhaften Clubszene, welche Berlin international so spannend und attraktiv macht, zuvorzukommen, hat Geisels Senatsverwaltung mit dem Musicboard und der Clubcommission den Clubkataster initiiert. Berlin, so Senator Geisel, muss sich Brüche leisten.
An die Punkte des Impulsstatements des Senators schloss sich eine angeregte und muntere Diskussion an, in welcher Fragen nach dem „Big Picture“ sowie dem „Mission Statement“ der Berliner Politik aufkamen, ebenso wie zur internationalen Promotion der Grünflächen und Nachhaltigkeit der Stadt sowie zur Smart City und den Hindernissen bei größeren Bauvorhaben in Berlin. Schlussendlich ging es um Innovationsstandorte wie Adlershof oder die Pläne für Tegel ab 2018 und das innovative Potenzial der Verwaltung selbst: Wie steht es z.B. mit der Digitalisierung in der politischen Verwaltung?
Andreas Geisel appellierte an die anwesenden media.net Mitglieder, die Zukunft der Stadt aktiv mitzudiskutieren. Die Zukunft in Berlin kann nämlich nicht von der Politik allein, sondern nur zusammen gestaltet werden. Somit muss sich auch das Diskussionsklima in Berlin ändern: Diskurse können nicht einseitig geführt werden, jeder sollte sich daran beteiligen. Der Politische Morgen des media.net war ein erster Schritt in diese Richtung.
Wir danken allen Teilnehmern für die aktive Einbringung in die Diskussion und Andreas Geisel für die offene Diskussion. Bei Noerr LLP möchten wir uns ganz herzlich für die Gastfreundschaft und die beeindruckende Sicht im Quartier 57 bedanken!