Jeannine Koch, Vorstandsvorsitzende des media:net, eröffnete den Abend. Sie betonte, die Pandemie habe uns vor allem eines gelehrt: „Demut. Demut vor dem, was wir zuvor gar nicht mehr zu schätzen wussten, wie z.B. der Abend im Theater, im Kino und auf dem Konzert.“ Über die Lehren und Chancen dieser herausfordernden Zeit gelte es jetzt zu reden – insbesondere mit dem Fokus auf die Medienwelt und den Umgang mit Information und Desinformation.

Helge Jürgens, Geschäftsführer Medienboard Berlin-Brandenburg, begrüßte ebenfalls die anwesenden Gäste und betonte: „Wir wissen nicht erst seit der Pandemie, wie wichtig es ist, sich Netzwerken anzuschließen.“ Das Teilen von Wissen sei der Schlüssel für die Aufgaben der Zukunft. „Wir vom Medienboard unterstützen das media:net schon viele Jahre verlässlich – und werden es mit großer Freude auch in Zukunft tun.“

Beim folgenden Panel-Talk ging es um die Frage, in welcher Gesellschaft wir künftig leben wollen und welche Rolle dabei die Medien einnehmen werden. Moderator Volker Wieprecht begrüßte auf der Bühne die Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal und Khesrau Behroz, den Autor & Host des Podcasts „Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?“. Online zugeschaltet war die Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), Eva Flecken.

Haben die Medien ein Glaubwürdigkeitsproblem?

Khesrau Behroz stellte heraus „Es gab noch nie so guten und diversen Journalismus. Es gab aber auch noch nie so viele Windmühlen, gegen die Journalist*innen ankämpfen müssen.“ Düzen Tekkal sieht vor allem bei jungen Menschen ein Glaubwürdigkeitsproblem, wenn es um Politik und Journalismus geht. „Es gibt einen Krieg um Deutungshoheit, der digital geführt wird.“ Es sei wichtig, in Gegenrede zu gehen. Man dürfe sich nicht nur mit Menschen umgeben, die derselben Meinung sind wie man selbst.

Eva Flecken verdeutlichte, dass sie durch die Pandemie ein höheres Informationsbedürfnis seitens der Gesellschaft festgestellt habe. Wir hätten es aber auch in Bezug auf das Glaubwürdigkeitsproblem mit einer „besonderen Lautstärke zu tun“. „Aufgrund der Vielschichtigkeit und Vielstimmigkeit, die wir insbesondere in den Online-Medien haben, mag der ein oder andere das Gefühl haben, er muss besonders laut schreien, um überhaupt noch gehört zu werden.“ Behroz: „Lärm hat es schon immer gegeben, wir haben uns schon immer gestritten – nur ist es so, dass diese – zum Teil auch gerechtfertigte – Lautstärke erweitert wird, durch Stimmen, die desinformieren und uns gezielt anlügen.“ Um dieses Thema ginge es auch in seinem neuen Podcast „Noise“.

Düzen Tekkal betonte: „Es geht darum die Wirklichkeit abzubilden.“ Glaubwürdigkeit bedeute zum Beispiel auch, dass wir in einem Einwanderungsland wie Deutschland eine Repräsentation brauchen. „Wenn es keine Repräsentanz gibt, dann wird auch nur ein gewisser Teil der Gesellschaft abgebildet. Ich glaube schon, dass die Medien sich da zuerst an die eigene Nase fassen müssen.“

Geschichten erzählen, ist ein Reichtum“

 

 Düzen Tekkal: „Ich komme aus einer Kultur der Geschichtenerzähler.“

Je mehr Vielfalt im Journalismus herrscht, desto mehr Geschichten gibt es auch zu erzählen. „Ich kann mich daran erinnern, als ich noch jünger war, dass es ein bisschen schwieriger war, weil man sehr damit beschäftigt war, dazuzugehören – gleich zu sein, wie alle anderen zu sein. […]. Mein German Dream ist es, dass wir in einer Gesellschaft leben, wo es keine Rolle spielt, welche Wurzeln ich habe, welcher Religion ich angehöre, wen ich liebe oder nicht liebe. Ich glaube, dieses Land ist ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten.“

Journalistisches Learning aus der Pandemie

Behroz: „ Es gibt viele Kolleg*innen, die während dieser Pandemie auch wegen des Erstarkens von rechten Kräften und Verschwörungstheorien, wahnsinnig viel zu tun hatten. Ich glaube, es sind viele Krisen zusammengekommen und plötzlich sehen wir diese offenen Wunden, die wir vorher nie gesehen haben.“ Aber es habe sich gezeigt, wie flexibel und anpassungsfähig wir seien.

 

„Alle wollten damals nach Berlin, es gab ein Vernetzungsdilemma.“ Bernd Schiphorst

Am Tag des Mediengipfels feierte das media:net außerdem sein 20-jähriges Bestehen. Im Rahmen der Veranstaltung haben wir uns gemeinsam mit dem Gründer des media:net, Bernd Schiphorst, den Anfängen des Vereins gewidmet. Er sprach mit uns über die Entstehungsgeschichte, große Momente und die Zukunft des Netzwerks.

 

Ihr wollt den Panel-Talk und das Interview mit unserem Aufsichtsratsvorsitzenden in voller Länge sehen? In unserem aufgezeichneten Livestream gibt es das Programm nochmal nachträglich zum Anschauen:

 

 

Wir danken allen Gästen, unseren Panelist*innen, dem Moderator und unseren Partnern für diesen gelungenen Abend!

 

Rückschau: Xenia Günther 
Fotos: André Wunstorf

 

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